Gesundheitswesen 2015; 77 - A319
DOI: 10.1055/s-0035-1563275

Teamarbeit und Wohlbefinden der Mitarbeiter in der medizinischen Rehabilitation

S Becker 1, M Körner 1, C Müller 1, L Zimmermann 2
  • 1Medizinische Fakultät Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Bereich Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Freiburg
  • 2Moving Concept, Freiburg

Theoretischer Hintergrund und Ziel der Studie: Das Gesundheitswesen liegt mit einem Krankenstand von 4,6% im Jahr 2013 um 0,6% höher als der Durchschnittswert aller Branchen. Im Zusammenhang hiermit werden häufig die Arbeitsbedingungen bzw. die hohen psychischen Belastungen bei der Arbeit gesehen. Untersuchungen, inwiefern sich Arbeitsbedingungen, wie z.B. eine gute Teamarbeit, positiv auf das Wohlbefinden sowie die emotionale Erschöpfung der Mitarbeiter auswirken, gibt es für die Gesundheitsfachberufe bislang kaum. Ziel der vorliegenden Studie war es, Teamarbeit als Prädiktor für Wohlbefinden und emotionale Erschöpfung bei Mitarbeitern in deutschen Rehabilitationskliniken zu untersuchen. Methodik: Die Daten wurden in insgesamt 10 Rehabilitationskliniken in Südwestdeutschland mithilfe von standardisierten Messinstrumenten (WHO 5- Wohlbefindens Index, ein Globalitem „Emotionale Erschöpfung“ aus dem Copenhagen Psychosocial Questionnare, die Skalen Teamführung und Teamorganisation aus dem TeamPuls und die Skalen Zusammenhalt und Zielorientierung des Fragebogens zur Arbeit im Team) erhoben. Davon wurden die Mitarbeiterfragebögen aus 9 Kliniken (N = 306) mittels schrittweiser multipler linearer Regression ausgewertet. Ergebnisse: Die Mitarbeiter berichteten ein hohes Wohlbefinden (M = 4,07, SD = 1,02; Skala 1 – 6) und eine moderate emotionale Erschöpfung (M = 3,14, SD = 0,95; Skala 1 – 5). Die Skalen „Zusammenhalt“ (β= 0,27, p < 0,001) und „Teamorganisation“ (β= 0,19, p < 0,01) sowie das Alter der Mitarbeiter (β= 0,13, p < 0,05) erklären einen signifikanten Varianzanteil von Wohlbefinden (F[3,244]= 19,38, p < 0,05). Die Skala „Zusammenhalt“ (β=-0,37, p < 0,001) konnte die emotionale Erschöpfung der Mitarbeiter mit einer Varianzaufklärung von 13,9% signifikant vorhersagen (F[1,244]= 39,19, p < 0,001). Diskussion: Die Ergebnisse geben einen Hinweis darauf, dass eine positive Ausprägung von Teamarbeit, insbesondere Zusammenhalt und Teamorganisation einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden bzw. auf die Abwesenheit emotionaler Erschöpfung haben können. Es scheint lohnend, eine personenorientierte Arbeitsweise im Team zu fördern, welche durch ein Wir-Gefühl und Gruppenkohäsion gekennzeichnet ist. Mögliche Interventionen hierfür könnten Teamentwicklung, -coaching, und/oder -supervision sein. Weitere Studien sollten diese Zusammenhänge in randomisiert-kontrollierten Interventionsstudien überprüfen.