Gesundheitswesen 2015; 77 - A318
DOI: 10.1055/s-0035-1563274

Ist die Einstellung von Führungskräften zur Förderung der Mitarbeitergesundheit mit der selbst eingeschätzten Arbeitsfähigkeit von MitarbeiterInnen assoziiert?

BS Lehner 1, L Ansmann 2, H Pfaff 2, H Schulz 3
  • 1Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg
  • 2IMVR – Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswisschenschaft, Köln
  • 3Techniker Krankenkasse, Service- und Qualitätsmanagement, Hamburg

Hintergrund: Der Zusammenhang zwischen Führungsverhalten und Mitarbeitergesundheit ist mittlerweile relativ gut erforscht. Soziale Unterstützung durch den Vorgesetzten und ein transformationaler Führungsstil können sowohl stressreduzierende als auch gesundheitsförderliche Effekte erzielen. Die vorliegende Studie geht der Frage nach, ob der Wille zur Gesundheitsförderung auf Führungsebene und das Interesse der Führungskräfte an der Mitarbeitergesundheit mit der Arbeitsfähigkeit der MitarbeiterInnen assoziiert ist. Methode: Die Datenerhebung erfolgte anhand einer standardisierten Online-Mitarbeiterbefragung an allen Standorten eines deutschen Sozialversicherungsunternehmens (03 – 04 2014). Untersucht wurden die Zusammenhänge zwischen der subjektiv eingeschätzten Arbeitsfähigkeit der MitarbeiterInnen und der von den MitarbeiterInnen wahrgenommenen Einstellung der Führungskräfte, das Interesse und der Wille der Führungsebene die Mitarbeitergesundheit zu fördern mittels logistischer Regressionsanalyse. Kontrolliert wurde für Alter, Leitungsfunktion, Führungsstil, Angebot von Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF), subjektiven Gesundheitszustand sowie für die individuelle Einstellung zur Gesundheit. Ergebnisse: Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die subjektiv eingeschätzte Arbeitsfähigkeit der MitarbeiterInnen (n = 7925) positiv mit dem Willen der Führungsebene, die Gesundheit der MitarbeiterInnen zu fördern assoziiert ist (OR = 1,15; 95%-KI 1,05 – 1,25). Darüber hinaus zeigt sich ein positiver Zusammenhang hinsichtlich des BGF-Angebots (OR = 1,41; 95%-KI 1,29 – 1,5), des kooperativen Führungsstils (OR = 1,34; 95%-KI 1,21 – 1,50), des allgemeinen Gesundheitszustands (OR = 2,88; 95%-KI 2,67 – 3,11) sowie der Einstellung der Eigenverantwortlichkeit für die eigene Gesundheit (OR = 1,25; 95%-KI 1,13 – 1,39). Eine negative Assoziation weist der autoritäre Führungsstil zur selbst eingeschätzten Arbeitsfähigkeit auf (OR = 0,74; 95%-KI 0,67 – 0,80). Mit zunehmendem Alter sinkt die selbst eingeschätzte Arbeitsfähigkeit (OR = 0,66; 95%-KI 0,62 – 0,70) (Nagelkerke's Pseudo R2 = 0,37). Diskussion: Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass neben dem allgemeinen Gesundheitszustand sowohl verhaltensbezogene Aspekte (Einstellung der Führungskräfte zur Gesundheitsförderung) als auch strukturelle, verhältnisbezogene Merkmale (Angebote an BGF-Maßnahmen) positiv mit der selbst eingeschätzten Arbeitsfähigkeit der MitarbeiterInnen assoziiert ist. Die Einstellung der Befragten zur Eigenverantwortlichkeit für die Gesundheit induziert ein bedarfsgerechtes Vorgehen für Angebote des BGF. Dies trifft insbesondere auch im Hinblick auf Maßnahmen zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit älterer Beschäftigter zu.