Gesundheitswesen 2015; 77 - A316
DOI: 10.1055/s-0035-1563272

Stress Monitoring bei ErzieherInnen

P Koch 1, A Nienhaus 1
  • 1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg

Zielsetzungen: Die Arbeitssituation von ErzieherInnen in Deutschland ist geprägt von einer Vielzahl von stressauslösenden Faktoren. Im Rahmen einer Querschnittsstudie wurden bei der Belegschaft eines Trägers für Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen stressbezogene Belastungen und Beanspruchungen erhoben. Hierbei wurde der Schwerpunkt auf psychosoziale Faktoren und subjektives Lärmempfinden gesetzt und ihre Assoziationen mit Burnout bzw. muskuloskelettalen Beschwerden (MSB) untersucht. Methoden: Psychosoziale Faktoren wurden mit dem Effort-Reward-Imbalance Fragebogen und arbeitsbezogene Ressourcen mit dem Kurzfragebogen zur Arbeitsanalyse erfragt. Als Outcome wurde Burnout mit dem Copenhagen Burnout Fragebogen und MSB mit dem Nordic Fragebogen erfasst. Die Analyse der Einflussfaktoren in den Zielvariablen wurde mittels linearer und logistischer Regression durchgeführt. Ergebnisse: An der Befragung nahmen 220 Beschäftigte teil (87% weiblich, Durchschnittsalter 40 Jahre). Die Response Rate betrug 55%. Nahezu zwei Drittel der TeilnehmerInnen (65%) hatten eine berufliche Gratifikationskrise (Effort-Reward-Imbalance), bei 35% war eine erhöhte Verausgabungsneigung (overcommitment) zu beobachten. Bei 57% der TeilnehmerInnen lag ein erhöhtes Burnout Risiko vor. In den multivariaten Regressionsanalysen zeigte sich overcommitment als statistisch signifikanter Einflussfaktor (OR: 3,4; 95% CI 1,55 – 7,71) für ein Burnout Risiko. Subjektives Lärmempfinden (OR: 4,2; 95% CI 1,61 – 11,34) sowie körperliche Belastung (OR: 2,5; 95% CI 1,20 – 5,56) zeigten sich ebenfalls als Einflussfaktoren. Nackenschmerzen waren mit geringem Handlungsspielraum (OR: 3,7; 95% CI 1,94 – 7,24), Schulterschmerzen mit geringer Mitsprache (OR: 3,82; 95% CI 1,37 – 10,6) und Kreuzschmerzen mit erhöhtem overcommitment assoziiert (OR: 2,65; 95% CI 1,32 – 5,30). Diskussion: Die Ergebnisse der Studie dienen als Basisinformation für den systematischen Prozess der Gefährdungsbeurteilung. Auf der technischen, organisatorischen und individuellen Ebene sollen für die identifizierten Faktoren Lärm, Handlungsspielraum, Mitsprache und overcommitment auf betrieblicher Ebene Lösungsansätze formuliert, umgesetzt und anschließend evaluiert werden. Anhand eines einjährigem Follow up's sollen die Einflussfaktoren im Längsschnitt überprüft werden.