Aktuelle Ernährungsmedizin 2015; 40 - P1_8
DOI: 10.1055/s-0035-1550194

Auswirkungen einer Energiezufuhrsteigerung durch individuelle Ernährungstherapie im Kachexie-Syndrom

S Goldschmid 1, E Schrattenholzer 2, J Möseneder 3, G Karner 3, E Hütterer 4
  • 1Klinik Pirawarth, Neurologie I Orthopädie I Psychosomatik
  • 2Sozialmedizinisches Zentrum Baumgartner Höhe, Otto Wagner Spital mit Pflegezentrum Wien
  • 3Studiengang Diätologie, Fachhochschule St. Pölten
  • 4Medizinische Universität Wien, Onkologie 6i

Einleitung: Kachexie stellt ein multidimensionales Syndrom dar, welches jedes Organsystem beeinflusst. Die PatientInnen bemerken zu Beginn Gewichtsverlust, der mit erschöpften Energiereserven, Muskelschwund und Immunsupprimierung einhergeht. [1] Die Prävalenz des Gewichtsverlustes variiert von 8% bis 84% und ist hauptsächlich von der Tumorart und dem Tumorstadium abhängig [2]. Bei jeder zweiten Krebserkrankung besteht bei der Diagnose ein Gewichtsverlust [3]. Deshalb bildet die Ernährungstherapie für onkologische PatientInnen eine essentielle Komponente [4].

Methoden: An der Medizinischen Universität Wien wurden leitfadengestützte Interviews mit vier PankreaskarzinompatientInnen durchgeführt, die unter Kachexie litten und zuvor eine diätologische Ernährungstherapie hatten. Die Auswertung der Befragungen erfolgte mit einer qualitativen, zusammenfassenden Inhaltsanalyse nach Mayring [5] und mit Skalen von 0 – 10 bzw. 100. Es sollte herausgefunden werden, ob bei onkologische PatientInnen eine frühzeitige, individuelle Ernährungstherapie und -beratung Auswirkungen auf die Energiezufuhr hat.

Inhalte der Befragung: Die Untersuchung zielte darauf ab, den Stellenwert der frühzeitigen Ernährungstherapie und -beratung sowie die multidisziplinäre Zusammenarbeit aufzuzeigen. Besondere Berücksichtigung fand dabei das Kachexie-Syndrom (Erkrankungsdauer, Therapie inklusive Nebenwirkungen, Gewicht und dessen Verlauf, CRP). Die Einhaltung des Stufenkonzept der Ernährungstherapie (oral, enteral, parenteral) [6] und die Auswirkungen auf die Lebensqualität sowie das Wohlbefinden (Karnofsky-Index) [7] bildeten weitere Elemente.

Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass durchschnittlich 575 kcal zusätzlich zur bisherigen Ernährung aufgenommen wurden (Abb. 1). Die durchschnittliche Lebensqualität (0 – 10) wurde mit 7 angegeben und die Karnofky-Aktivitäts-Skala (0 – 100) lag bei 65.

Tab. 1: gesteigerte Energieaufnahme pro Tag.

gesteigerte Energieaufnahme

A

B

C

D

durch Trinknahrungen

400

300

400

0

durch energiereiche Lebensmittel

300

300

200

400

gesamt derzeit pro Tag

700

600

600

400

Schlussfolgerung: Aufgrund frühzeitiger, interdisziplinärer sowie individueller ernährungstherapeutischer Betreuung, wird mehr Energie aufgenommen, es muss weniger weit dem Stufenkonzept der Ernährungstherapie nachgegangen werden und das subjektive Befinden der PatientInnen kann gesteigert werden. Wenn frühzeitig, individuell und interdisziplinär gehandelt wird, steigen die Energiezufuhr und das subjektive Befinden.

Literatur:

[1] Fearon, K. C. H. (2008). Cancer cachexia: developing multimodal therapy for a multidimensional problem. European Journal of Cancer, 44(8), 1124 – 1132.

[2] Bozzetti, F. (2013). Nutritional support of the oncology patient. Critical reviews in oncology/hematology.

[3] Arends, J. (2012). Ernährung von Tumorpatienten. Aktuelle Ernährungsmedizin, 37:91 – 106

[4] Ravasco, P., Monteiro-Grillo, I., & Camilo, M. (2012). Individualized nutrition intervention is of major benefit to colorectal cancer patients: long-term follow-up of a randomized controlled trial of nutritional therapy. The American journal of clinical nutrition, 96(6), 1346 – 1353.

[5] Bortz, J. & Döring, N. (2006). Forschungsmethoden und Evaluation für Human- und Sozialwissenschaftler (4. Auflage). Berlin: Springer.

[6] Faber, G., Beinert, T., Hass, H. G., & Lotze, C. (2011). Krebs und Ernährung. Der Onkologe, 17(10), 906 – 912.

[7] Karnofsky, D. A. (1949). The clinical evaluation of chemotherapeutic agents in cancer. Evaluation of chemotherapeutic agents.

Keine Sponsoren oder Interessenskonflikte