Aktuelle Ernährungsmedizin 2015; 40 - P_1_5
DOI: 10.1055/s-0035-1550191

Anamnese-Instrument zur Erfassung potenzieller Auslösefaktoren von gastrointestinalen Beschwerden bei Leistungssportlern

S Hilbers 1, B Blumenschein 1, R Berndt 1, M Smollich 1
  • 1Mathias Hochschule Rheine, Clinical Nutrition

Einleitung: Aktuell häufen sich besonders bei Leistungssportlern Sensitivitätsvermutungen und -diagnosen hinsichtlich Nahrungsmittelunverträglichkeiten sowie Aussagen über gastrointestinale Beschwerden. Vor allem im Bereich der Kraft-Ausdauer-Sportarten scheinen diese verstärkt aufzutreten. Eine mögliche Ursache könnte in der leistungssportspezifischen Gestaltung von Lebensstil und Ernährung liegen, was bislang jedoch noch nicht systematisch untersucht wurde.

Methodik: Unter Verwendung definierter Ein- und Ausschlusskriterien wurde in den Datenbanken PubMed und Cinahl eine systematische Literaturrecherche zum Zusammenhang zwischen gastrointestinalen Beschwerden, Nahrungsmittelauswahl und leistungssportspezifischen Faktoren wie veränderten zirkadianen Rhythmen, variabler Trainingsumgebung und erheblicher körperlicher Belastung durchgeführt. Ein besonderer Fokus lag auf der Nahrungsmittel- bzw. Speisenauswahl und den konsekutiv beschriebenen Symptomen. Aus den so ermittelten Daten wurde ein neuartiges, spezifisches Anamnese-Tool entwickelt.

Ergebnisse: Der Einfluss der leistungssportspezifischen Ernährungs- und Lifestyle-Faktoren sowie der psychischen Belastungen auf Leistungssportler ist vielfältig. Es finden sich nur vereinzelt Publikationen über die Trias „Ernährung – Leistungssport – gastrointestinale Erkrankungen“ bzw. Nahrungsmittelunverträglichkeiten und deren Prävalenz. Ernährungsfachkräfte, Ärzte und Sportler selbst haben nur wenige Kenntnisse über vermutete Zusammenhänge. Eine standardisierte Erfassung möglicher Lebensmittel bzw. Speisen und konsekutiver gastrointestinaler Beschwerden findet derzeit nicht statt. Ein neu entwickeltes Anamnese-Instrument soll die künftige Erfassung der Einflussfaktoren und potenzieller Zusammenhänge zur Lebensmittel- bzw. Speisenauswahl für Leistungssportler standardisiert und evidenzbasiert ermöglichen.

Schlussfolgerung: Gastrointestinale Beschwerden scheinen bei Leistungssportlern häufiger aufzutreten als in der Allgemeinbevölkerung, insbesondere die Prävalenz der Glutensensivität scheint erhöht. Die Kenntnisse über die verschiedenen induzierenden Faktoren und deren Konsequenzen sind derzeit noch sehr gering. Von einer standardisierten und evidenzbasierten ernährungsmedizinischen Diagnostik bei entsprechender Symptomatik sowie einer anschließenden qualifizierten Ernährungstherapie könnten die betroffenen Sportler gesundheitlich und leistungsoptimiert profitieren. Die empirische Erprobung des entwickelten und hier erstmals vorgestellten Anamnese-Instruments wird Gegenstand weiter Studien sein.

Interessenkonflikte: keine