Endoskopie heute 2015; 28 - P28
DOI: 10.1055/s-0035-1545043

ERCP bei alten und sehr alten Patienten – Erhöhtes Risiko für Sedierungskomplikationen, aber niedriges post-ERCP Pankreatitis Risiko

F Finkelmeier 1, A Tal 1, M Ajouaou 1, N Filmann 2, S Zeuzem 1, O Waidmann 1, J Albert 1
  • 1Uniklinikum Frankfurt am Main, Medizinische Klinik 1, Frankfurt am Main, Deutschland
  • 2Institut für Biostatistik und Math. Modelierung, Medizinische Fakultät, J.W. Goethe-Universität, Frankfurt, Frankfurt, Deutschland

Fragestellung:

Diagnostische oder therapeutische endoskopische Methoden bei gastrointestinalen Erkrankungen werden heutzutage regelhaft auch bei alten und sehr alten Patienten eingesetzt. Mit zunehmendem Alter erhöht sich das periprozedurale Risiko. ERCP ist die Methode der Wahl zur Diagnostik und Therapie bei Erkrankungen des pankreatikobiliären Systems, weist aber auch das höchste Risiko auf. Wir beabsichtigten die Sicherheit und die Erfolgsraten bei diesem speziellen Patientengut zu evaluieren.

Methodik:

Wir führten eine retrospektive Analyse aller Patienten durch, die zwischen Januar 2009 und September 2013 in unserer Klinik eine ERCP erhalten haben. Alle Patienten über 20 Jahren wurden eingeschlossen. Ko-Morbiditäten, Indikationen, Art der Intervention, Diagnose, Sedierungsprotokolle, Erfolgsraten, Komplikationen und Mortalität wurden erfasst. Primäres Outcome war die Komplikationsrate und der Behandlungserfolg. Verglichen wurden die Patientengruppen > 80 Jahren, 60 – 80, 40 – 60 und unter 40 Jahren.

Ergebnisse:

758 Patienten konnten eingeschlossen werden, davon 426 (56%) Männer und 332 (44%) Frauen, das mediane Alter war 59,4 Jahre. 117 (15%) waren über 80 Jahre alt (Median: 85,2), 297 (39%) zwischen 80 – 60 Jahren, 186 (24%) zwischen 60 – 40 Jahren und 158 (20%) unter 40. Häufigste Diagnosen waren Gallensteine (43%), Malignome (28%) und post-operative DHC-Stenosen (7%). Durchgeführte Behandlungen waren Papillotomien (63%) mit Steinentfernung (29%), Stentwechsel (54%) oder Biopsien (10%). Steinleiden und Malignome waren erwartungsgemäß im Alter häufiger. Die Erfolgsraten bei erstmaliger ERCP waren jeweils 81%, 84%, 83%, 82% und gesamt 83% ohne signifikaten Unterschied. Die häufigste Sofortkomplikation war Blutung bei 4% aller Patienten. Die häufigste Verlaufskomplikation war Pankreatitis (jeweils 0,9%, 4%, 5,4% and 7,0% in den verschiedenen Gruppen, 4,5% gesamt). Patienten über 80 Jahren verglichen mit allen jüngeren hatten dementsprechend ein deutlich erniedrigtes Pankreatitisrisiko (0,9% vs. 5,28%, p < 0,05).

Bei Patienten > 80 Jahren zeigte sich ein signifikanter Anstieg der Sedierungskomplikationen (n = 3 in > 80 vs. n = 2 in allen anderen Gruppen, p = 0,04). Ein Patient > 80 verstarb durch eine Asystolie während der Untersuchung nach erfolgloser Reanimation, die Ursache war a.e. ein Herzinfarkt.

Schlussfolgerung:

ERCP ist auch bei alten und sehr alten Patienten eine sichere und praktikable Methode. Die Komplikationsraten scheinen nicht höher zu sein als bei jüngeren Patienten. Ebenso sind die Erfolgsraten bei der Erstuntersuchung in allen Gruppen hoch (> 80%). Alte Patienten scheinen eine erhöhte Komplikationsrate im Rahmen der Sedierung aufzuweisen, sind aber deutlich weniger gefährdet eine post-ERCP Pankreatitis zu erleiden.