Endoskopie heute 2015; 28 - P26
DOI: 10.1055/s-0035-1545041

Sicherheit und Effektiviät der kalten Schlingenabtragung in der Koloskopie

B Schett 1, V Weingart 1, J Wallner 1, HD Allescher 1
  • 1Klinikum Garmisch-P., Zentrum Innere Medizin, Garmisch-Partenkirchen, Deutschland

Fragestellung:

Die Abtragung von Polypen im Rahmen der Koloskopie ist ein effektives Mittel in der Vorsorge von kolorektalen Karzinomen. Bislang galt die Schlingenabtragung unter Einsatz von Hochfrequenzstrom als Mittel der Wahl.

Die Zielsetzung dieser Studie ist es die Effektivität (Untersuchungsdauer, erfolgreiche Abtragung) und die Sicherheit (Blutungskomplikationen, Perforationen) der kalten Schlingenabtragung im Rahmen der Routinekoloskopie zu evaluieren. Eine weitere Fragestellung ist ob sich aufgrund der fehlenden thermischen Zellschädigung im Gegensatz zur Schlingenabtragung bessere histologische Ergebnisse erzielen lassen.

Methodik:

522 Patienten die sich einer Routinekoloskopie unterzogen, wurden in diese Studie eingeschlossen. Die Abtragung der Polypen (Größe: 3 – 15 mm) erfolgte mit einer kalten Schlinge, Exacto cold snare. Die Untersuchungsdauer, Komplikationen (Blutung, Perforation), Polypengröße, Lokalisation und der Erfolg der Abtragung wurden dokumentiert. Die Polypen wurden einer histologischen Aufarbeitung zugeführt.

Ergebnisse:

In einem Patietenkolletiv von 522 Probanden wurden 1233 Polypen abgetragen. Dabei trat in 0,49% eine Blutung unmittelbar nach der Polypektomie auf. Die Häufigkeit an Blutungskomplikationen nahm dabei mit zunehmender Polypengröße zu. Bei Polypen bis 5 mm Größe kam es zu keinen Blutungsereignissen. Bei einer Polypengröße von 6 – 9 mm trat in 0,27% und in der Gruppe über 9 mm traten in 4,5% der Polypektomien Blutungen an der Abtragungsstelle auf. Eine endokopische Blutstillung konnte in jedem der Fälle mittels Clipapplikation erreicht werden. Es kam in einem Fall zu einer Perforation, was einer Perforationsrate von 0,08% entspricht. Eine endoskopische Clipapplikation war dabei ausreichend. Die Untersuchungszeiten waren in der Gruppe der kalten Schlingenabtragung signifikant kürzer im Vergleich zur HF-Schlingenabtragung 27,6 min vs. 35,7 min (p < 0,01).

Proximal der Ileocoecalklappe gelang die Abtragung mit der kalten Schlinge in acht Fällen nicht (9,8% der Coecumpolpen). Histologisch konnten keine wesentlichen Unterschiede der Abtragungsränder zwischen der HF und der kalten Schlinge festgestellt werden.

Schlussfolgerung:

Die kalte Schlingenabtragung ist eine sichere Methode zur Entfernung von kleinen Polypen. Im Gegensatz zur Abtragung mit Hochfrequenzstrom ist keine vorherige submuköse Injektion von Kochsalz notwendig, wodurch sich eine Verkürzung der Untersuchungsdauer ohne eine Erhöhung des Blutungsrisikos ergibt. Außerdem ergaben sich Hinweise, dass eine genauere histologische Beurteilbarkeit aufgrund des Fehlens von Elektrokoagulation an den Abtragungsränder möglich ist. Proximal der Ileocoecalklappe ergeben sich hinsichtlich der Effektivität Einschränkungen (nicht erfolgreiche Abtragung).