Endoskopie heute 2015; 28 - P10
DOI: 10.1055/s-0035-1545025

Stereo-Rekonstruktion mit einem 3D-Endoskop

F Tanriverdi 1, J Thiem 2
  • 1Fachhochschule Dortmund, Informations- und Elektrotechnik, Dortmund, Deutschland
  • 2Fachhochschule Dortmund, Forschungsschwerpunkt BioMedizinTechnik, Dortmund, Deutschland

Fragestellung:

In Zukunft wird der Einsatz von medizinischen Endoskopen über die reine Bildgebung hinausgehen, um beispielsweise bei Messaufgaben zu unterstützen, wie es in der Sonografie Stand der Technik ist. Um 3D-Endoskope für die berührungslose Vermessung von Form, Größe und Lage von Objekten in-vivo nutzbar zu machen, muss der Frage nachgegangen werden, ob die gegebene, für einen kleinen Arbeitsraum ausgelegte Stereokonfiguration akkurate Messergebnisse liefern kann.

Methodik:

Unter Verwendung eines DIN-A5 Kalibriermusters (siehe Abb. 1) wurden zunächst die intrinsischen Parameter der beiden Optiken des 3D-Endoskops kalibriert [1]. Mit 2 radialen und 2 tangentialen Verzerrungskoeffizienten ergibt sich ein mittlerer Reprojektionsfehler von 0,35 und 0,33 Pixel.

Abb. 1: Stereo Korrespondenzproblem in der Endoskopie und Ermittlung der Disparität d (oben). Kalibrierszenario und Prinzipskizze des Messaufbaus (unten).

Um die Genauigkeit der Kalibrierung zu plausibilisieren und zu bewerten, wurde eine Posenschätzung [2] mit 4 reproduzierbaren Posen (Targets) durchgeführt. Dies geschieht mit den zuvor ermittelten intrinsischen Parametern und entzerrten Bilddaten. Auf diese Weise erhält man für jedes Target (i = 1..4) dessen Translation und Rotation bzgl. der jeweiligen Kamera (c = 1,2), also eine homogene Transformation T c,i=[R t; 0 1 × 3 1]

Der Messaufbau zeigt, dass die Posen eine definierte Verschiebung in x- und z-Richtung aufweisen (ΔZ12= 324,5 mm, ΔZ34= 329,0 mm, ΔX = 120 mm). Durch Betrachtung der ermittelten Posen können somit die definierten Verschiebungen geschätzt werden.

Ergebnisse:

In Tab. 1 sind die aus den Posen geschätzten Verschiebungen für die beiden Kameras zusammengefasst. Die absoluten Messabweichungen A liegen deutlich < 1 cm. Das Target 3, welches dem Endoskop am nächsten ist und einem typischen Arbeitsabstand entspricht, liefert erkennbar die geringsten Abweichungen.

Aus diesem Grund werden die Ergebnisse für Target 3 einer Stereokalibrierung zugeführt, die die Pose T12= T1,3 · T2,3 -1 zwischen den beiden Kameras schätzt, was in Tab. 1 gezeigt ist.

Tab. 1: Genauigkeit der Posenschätzung (oben) und Ergebnis der Stereokalibrierung mittels Target 3 (unten).

Translation in Z [mm]

Translation in X [mm]

c

dZ 12

A Z 12

dZ 34

A Z 34

dX 13

A X 13

dX 24

A X 24

1

329,7

5,2

330,1

1,1

121,9

1,9

122,5

2,5

2

330,3

5,8

330,1

1,1

122,0

2,0

122,3

2,3

Translation [mm]

Rotation [°]

Kalibrierung

mit Target 3

t x

t y

t z

αx

αy

αz

4,38

-0,93

0,07

-0,5

0,1

-0,3

Schlussfolgerung:

Mit der Stereokalibrierung im Arbeitsbereich des Endoskops kann die homogene Transformation T 12 zwischen den Optiken bestimmt werden. Hiermit kann aus der Disparität d eine Tiefeninformation geschätzt werden [3]. In weiteren Studien ist die Genauigkeit einer 3D-Rekonstruktion zu bewerten.

Literatur:

[1] J. Heikkila, O. Silven., (1997), A Four-step Camera Calibration Procedure with Implicit Image Correction, IEEE International Conference on Computer Vision and Pattern Recognition

[2] V. Lepetit, F. Moreno-Noguer, P. Fua, (2009), EPnP: An accurate O(n) solution to the PnP problem, Int. Journal on Computer Vision, vol. 81(2), pp. 155 – 166

[3] P. Corke, (2011), Robotics, Vision and Control, Springer Tracts in Advanced Robotics, vol. 73