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DOI: 10.1055/s-0035-1545022
Atypische Präsentation des gastralen Adenokarzinoms als diagnostische Herausforderung
Fragestellung:
Während die Gesamtinzidenz des gastralen Adenokarzinoms abnimmt, wird eine relative Verschiebung zu makro-/mikroskopisch diffus wachsenden Tumoren mit atypischer Präsentation registriert. Dies beeinträchtigt direkte endoskopische Diagnosestellung erheblich. Diese Fallserie hat daher das Ziel die große Vielfalt klinischer Präsentation mit konsekutiver Notwendigkeit der Anpassung diagnostischer Strategien darzustellen.
Methodik:
Patientin (31 Jahre) mit als diffusem Magenkarzinom diagnostiziertem Adeno-CUP. Es fielen kutane Metastasen und kleine Kolonfollikel auf, die histologisch als gastrale Siegelringkarzinomzellen identifiziert wurden. Kutane Metastasen treten nur in 0,8% aller Magenkarzinome auf. Nur in einzelnen Fällen sind sie Initialsymptom. Die limitierte Sensitivität des PET-CT für frühe Magenkarzinome betont die essenzielle Rolle der Endoskopie mit multiplen Biopsien im GI-Trakt bei CUP. Patient (59 Jahre) mit durch transabdominelle Biopsie diagnostiziertem diffus antralem Magenkarzinom. Die histologische Sicherung war extrem schwierig, da selbst während palliativer Gastroenterostomie entnommene Proben nicht zu einem positiven Tumorzellnachweis führten. Die histologische Diagnose gelang schließlich nur durch transabdominelle Biopsie des Antrum und endoskopisch lediglich nach bereits initiierter Therapie. Patientin (40 Jahre) mit Differenzialdiagnose Lymphom. Eine Meningeosis neoplastica tritt sehr selten im späten Verlauf des Magenkarzinoms auf. Nur sehr wenige Fälle mit früher Präsentation sind beschrieben und zeigten meist diffuse neurologische Symptome. Im aktuellen Fall war eine Amaurose Initialpräsentation. Eine führender Sinnesausfall wurde nur einmalig vor Dekaden beschrieben. Patient (57 Jahre) mit disseminiertem diffusem Adenokarzinom des Magens bei Diagnosestellung. Es lag initial bereits ein in Form multipler osteoplastischer Metastasen disseminiertes diffuses Magenkarzinom vor. Nach Beendigung einer palliativen Chemotherapie entwickelte sich zusätzlich eine Leptomeningeosis carcinomatosa und intrathekales MTX kam zur Anwendung. Der Patient verstarb 11 Monate nach initialer Diagnose infolge Superinfektion einer pulmonalen Lymphangiosis carcinomatosa.
Ergebnisse:
Die dargestellten Fälle reflektieren die zunehmende Vielfalt in der klinischen Präsentation des Magenkarzinoms mit Betonung eines aggressiveren biologischen Verhaltens, zunächst asymptomatischer systemischer Ausbreitung und infiltrativem Wachstum ohne gastrointestinale Symptome.
Schlussfolgerung:
Der epidemiologische Shift zur Unterentität des diffusen Magenkarzinoms mit atypischer Präsentation wird zunehmend beobachtet. Zur korrekten Diagnosestellung bedarf es daher eines hohen Maßes an Vigilanz für die Diagnose, insbesondere wenn die klinische Präsentation zunächst andere Entitäten (z.B. Lymphom) nahelegt.