Aktuelle Ernährungsmedizin 2014; 39 - P45
DOI: 10.1055/s-0034-1375899

Geringe Nahrungszufuhr im Krankenhaus ist bei geriatrischen Patienten nach Hüftfraktur mit einer höheren Prävalenz an postoperativen Komplikationen verbunden

S Goisser 1, E Schrader 1, K Purucker 1, C Ender 1, K Singler 1, C Sieber 1, D Volkert 1
  • 1Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Biomedizin des Alterns (IBA), Nürnberg, Germany

Fragestellung: Nach Hüftfrakturen im Alter treten häufig Komplikationen auf. Die Nahrungszufuhr (NZ) älterer Patienten im Krankenhaus ist oft unzureichend. In dieser Arbeit wurde der Zusammenhang zwischen der postoperativen NZ geriatrischer Patienten mit Hüftfraktur und der Prävalenz postoperativer Komplikationen untersucht.

Methodik: Bei 104 Patienten mit Hüftfraktur (78% weiblich) wurde die NZ der ersten 4 postoperativen Tage durch Tellerprotokolle der Hauptmahlzeiten erfasst. Die NZ wurde als durchschnittlich verzehrter Anteil aller 12 angebotenen Mahlzeiten berechnet und klassifiziert (NZ < 25%, 25 – 50%,> 50%). Anzahl der Komorbiditäten bei Aufnahme und postoperative Komplikationen im Krankenhaus wurden nach klinischer Diagnose erfasst. Die Krankheitsschwere bei Aufnahme wurde mittes Charlson Comorbidity Index (CCI) eingeschätzt. Unterschiede zwischen den NZ-Gruppen wurden mittels Chi2- bzw. Kruskal-Wallis-Test auf Signifikanz geprüft.

Ergebnisse: 30,8% der Patienten verzehrten < 25%, 40,4% verzehrten 25 – 50% und 28,8% verzehrten > 50%. Patienten mit NZ< 25% waren signifikant älter als Patienten mit höherer NZ (Tabelle). Die Anzahl der Komorbiditäten und die Krankheitsschwere laut CCI unterschieden sich zwischen den Gruppen nicht. Im postoperativen Verlauf war eine geringere NZ mit signifikant häufigerem Auftreten von Komplikationen, besonders von Infekten und Exsikkose, verbunden. Dies galt nicht für die Entwicklung neuer Dekubiti.

Schlussfolgerungen: Bei geriatrischen Hüftfraktur-Patienten mit sehr geringer Nahrungszufuhr traten bei ähnlicher Komorbidität signifikant häufiger postoperative Komplikationen auf. Zukünftige Studien müssen zeigen, welche Patienten von einer Ernährungsintervention im Hinblick auf den klinischen Verlauf profitieren.

Tab. 1

NZ < 25% [n = 30]

NZ 25 – 50% [n = 42]

NZ > 50% [n = 32]

p-Wert

Alter [Jahre]

Median (Q1-Q3)

89 (84 – 91)

84 (81 – 87)

83 (77 – 87)

0,004

Komorbiditäten [Anzahl] CCI [Punkte]

Median (Q1-Q3) Median (Q1-Q3)

9,0 (6,0 – 11,0) 2,0 (1,0 – 3,0)

6,5 (5,0 – 10,3) 1,0 (0,8 – 3,0)

9,0 (5,0 – 10,8) 2,0 (1,0 – 3,0)

0,309 0,299

Komplikationen [Anzahl]

Median (Q1-Q3)

3,5 (2,8 – 4,0)

3,0 (2,0 – 4,0)

2,0 (1,0 – 3,0)

0,001

Infekte, gesamt

n (%)

21 (70,0)

21 (50,0)

12 (37,5)

0,036

-Harnwegsinfekt

n (%)

19 (63,3)

18 (42,9)

10 (31,3)

0,037

-Lungenentzündung

n (%)

6 (20,0)

2 (4,8)

1 (3,1)

0,031

neu aufgetretene Dekubiti

n (%)

6 (20,0)

9 (21,4)

3 (9,4)

0,357

kardiovaskuläre Komplikationen

n (%)

7 (23,3)

2 (4,8)

2 (6,3)

0,026

Exsikkose

n (%)

6 (20,0)

0

1 (3,1)

0,002