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DOI: 10.1055/s-0034-1375877
Ist die Knochendichtemessung der Lendenwirbelsäule geeignet zur Abschätzung des Risikos für osteoporotische Frakturen? Eine Untersuchung im Rahmen der Berliner Alterstudie II
Fragestellung: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zieht im FRAX-Tool die Knochendichte des Schenkelhalses zur Abschätzung des Frakturrisikos heran. Die Internationale Gesellschaft für klinische Densitometrie (ISCD) sowie der Dachverband Osteologie (DVO) schätzen das Frakturrisiko mittels des niedrigsten Wertes aus Schenkelhals, gesamter Hüfte und Lendenwirbelsäule ab. Die Knochendichte der Lendenwirbelsäule wird auf Grund von Sinterungsfrakturen der Lendenwirbelkörper oft als fälschlich hoch beschrieben. Es soll untersucht werden, inwieweit sich die unterschiedlichen Messpunkte (DXA) bezüglicher ihrer Vorhersagekraft unterscheiden.
Methodik: Wir ermittelten mittels Duale-Röntgen-Absorptiometrie (DXA) bei 859 gesunden Männern und Frauen (Alter: 68,2 ± 3,6 Jahre; BMI 26,8 ± 3,6 kg/m2) die Knochendichte an den drei vom DVO und ISCD empfohlenen Messpunkten. Anhand des T-Scores und der WHO-Grenzwerte wurde die Osteoporoseprävalenz ermittelt. Zudem wurden anamnestisch Frakturen nach dem 50. Lebensjahr erfasst.
Ergebnis: Am häufigsten wurde eine Osteoporose an der Lendenwirbelsäule erkannt (13%). In einer gesunden bevölkerungsbasierten Population konnten somit keine falsch hohen Messergebnisse der Lendenwirbelsäule festgestellt werden. Nur ein geringer Teil der Gesamtprävalenz ergab sich aus den Messpunkten der gesamten Hüfte (1,5%) und des Schenkelhalses (4,1%). Der Knochendichtemesspunkt mit der höchsten Spezifität und dem besten positiven Vorhersagewert für Frakturen nach dem 50. Lebensjahr war die gesamte Hüfte. Fast jeder zweite Proband mit osteoporotischer Knochendichte an der Hüfte hatte bereits eine Fraktur nach dem 50. Lebensjahr erlitten.
Messpunkt (DXA) |
SEN in % |
SPE in % |
PPV in % |
Min. aus Schenkelhals, Hüfte gesamt, LWS (DVO 2009) |
23,7 |
87,5 |
34,4 |
Hüfte gesamt + 1/3 LWS (DVO 2014) |
3,2 |
98,7 |
40,0 |
Hüfte gesamt |
3,2 |
99,0 |
46,2 |
Schenkelhals |
7,5 |
96,9 |
40,0 |
LWS |
21,5 |
89,3 |
35,7 |
PRE = Prävalenz; SEN = Sensitivität; SPE = Spezifität; PPV = Positiver Prädiktiver Wert; LWS = Lendenwirbelsäule; Min.= Minimaler Wert |
Schlussfolgerung: Es zeigte sich ein deutlicher Anstieg der Osteoporoseprävalenz durch Hinzunahme des Messpunktes Lendenwirbelsäule. Es ist weiter zu prüfen, ob durch eventuell nicht eingetretene Sinterungsfrakturen bei gesunden Probanden die Lendenwirbelsäule im Alter falsch niedrige Messergebnisse liefert. Messungen der gesamten Hüfte zeigten den besten positiven Vorhersagewert für Frakturen nach dem 50. Lebensjahr.