Aktuelle Ernährungsmedizin 2014; 39 - P14
DOI: 10.1055/s-0034-1375868

Graduierung des Aufwands für künstliche Ernährung bei Patienten mit Peritonealkarzinose

A Dossett 1, J Arends 1
  • 1Klinik für Tumorbiologie, Freiburg, Germany

Hintergrund: Eine langfristige intravenöse Zufuhr von Flüssigkeit und/oder Energie und Nährsubstraten ist erforderlich, wenn eine ausreichende Nahrungsaufnahme nicht möglich ist und/oder wenn intestinale Sekrete nicht ausreichend rückresorbiert werden. Bisher fehlt eine klinische Graduierung, um den Therapieaufwand einzuschätzen. Hier sollen Bedarfszahlen für Tumorpatienten als Basis für eine praktikable Einteilung dienen.

Methodik: Wir verglichen für 50 Patienten mit Peritonealkarzinose unter heimparenteraler Ernährung (HPE) den Tagesinfusionsbedarf für Energie und Flüssigkeitsvolumen. Patientenalter (min, Median, max): 30, 66, 79 Jahre; Größe (MW ± SD): 169 ± 9 cm, Gewicht 60 ± 13 kg, BMI 20,9 ± 4,4 kg/m2, Diagnosen: Karzinome des Pankreas (N = 15), Ovar (5), Rektum (5), Magen (4), Colon (3), Kopf-Hals (3), CUP (2), Endometrium (2), Prostata (2), weitere (9). Der Tagesenergiebedarf wurde geschätzt nach WHO mit Anpassung nach dem Leistungsindex (ECOG 0: +30%, 1: +25%, 2: +20%, 3: +15%, 4: +10%).

Ergebnisse: Bei Einleitung der HPE lag die Tumordiagnose im Median 625 Tage zurück; der Leistungsindex war 2,63 ± 0,78 (Median 3); der Energiebedarf betrug 1618 ± 243 kcal/d; der geschätzte Anteil der oralen Nahrungsaufnahme betrug 26 ± 28% der normalen Menge, die orale Energieaufnahme 401 ± 446 (Median 325) kcal/d. Die Patienten erhielten 5,8 ± 1,6 (Median 7, Bereich 2 – 7) Infusionen pro Woche. Die infundierte Flüssigkeitsmenge betrug 1289 ± 561 (Bereich 1250 – 2875)ml/d oder 22,0 ± 9,7 ml/kg/d; die infundierte Energiemenge 1188 ± 453 kcal/d oder 20,1 ± 7,2 kcal/kg/d. Die Infusionsmenge korrelierte signifikant mit der intravenösen Energiezufuhr (r2= 0,761; p < 0,01); nur bei wenigen Patienten war eine vergleichsweise hohe Flüssigkeitszufuhr erforderlich.

Schlussfolgerungen: Angesichts der hohen Korrelation zwischen intravenöser Flüssigkeits- und Energiezufuhr erscheint eine Graduierung des Infusionsaufwandes allein anhand der Energiemenge ausreichend, z.B. Grad 1: < 10 kcal/kg/d; Grad 2: 10 – 20 kcal/kg/d; Grad 3: > 20 kcal/kg/d.