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DOI: 10.1055/s-0034-1375861
Welchen Einfluss haben die bedarfsgerechte Zusammensetzung der Ernährungslösung und der Beginn einer heimparenteralen Ernährung (HPE) auf den Ernährungszustand von Patienten mit gastrointestinalen Tumoren? – Erste Ergebnisse einer nicht-interventionellen Studie bei HPE Patienten in Deutschland
Ungewollter Gewichtsverlust und Kachexie sind bekannte Begleitsymptome bei Tumorpatienten. Eine heimparenterale Ernährung (HPE) ist eine etablierte Therapie zur Erhaltung oder Verbesserung des Ernährungsstatus bei mangelernährten Tumorpatienten. Das Ziel dieser Studie war die Untersuchung (1) des Einflusses des Ernährungsstatus zu Beginn der HPE und (2) des Einflusses der zugeführten Kalorien auf die zeitliche Entwicklung des Körpergewichts (KG) und der Körperzellmasse (BCM) des Patienten unter HPE.
Aus einer nicht-interventionellen Längsschnittstudie zwischen 2008 – 2010 mit insgesamt 288 Krebspatienten wurden 54 Patienten mit gastrointestinalen (GI) Tumoren unter HPE über mindestens 12 Wochen in die Analyse aufgenommen. Der behandelnde Onkologe entschied allein über den Beginn der HPE und die verordneten Kalorien. Die übliche Behandlungspraxis wurde durch die Studie nicht berührt. Zur Analyse wurden die Patienten entsprechend ihres Ernährungsstatus zu Beginn der HPE (prä-kachektisch (p) oder kachektisch (c)) und den erhaltenen Kalorien (< 15 kcal/kg/d: supplementierende HPE (SHPE) oder ≥15 kcal/kg/d: totale HPE (THPE)) in vier Gruppen unterteilt: pSHPE, pTHPE, cSHPE und cTHPE. Die Analyse der zeitlichen Entwicklung (kg/Monat (Mo)) des KG und der BCM erfolgte mittels eines linearen gemischten Modells (random intercepts, random sloops).
Das gemischte Modell zeigte: ein kachektischer Patient mit THPE nahm über die Zeit durchschnittlich um 0,99 kg/Mo KG (p= 0,013) und 0,55 gk/Mo BCM (nicht signifikant; ns) zu. Patienten, die zu Beginn der HPE noch prä-kachektisch waren, gewannen im Schnitt zusätzlich 0,33 kg/Mo KG (ns) und 0,77 kg/Mo BCM (p= 0,022) im Vergleich zu kachektischen Patienten. Im Gegensatz zur THPE verloren Patienten, die nur eine SHPE erhielten, im Schnitt 1,51 kg/Mo (p= 0,001) an KG und 0,87 kg/Mo (p= 0,014) an BCM. Prä-kachektische wie auch bereits kachektische Patienten profitierten von einer HPE mit ausreichender Energiezufuhr von ≥15 kcal/kg/d (THPE). Eine SHPE konnte die BCM bei prä-kachektischen Patienten zwar stabilisieren, das KG jedoch nicht aufrechterhalten. Bei bereits kachektischen Patienten erscheint eine SHPE ungeeignet den Ernährungszustand auf Dauer zu erhalten. Jedoch wurde eine große individuelle Varianz zwischen den Patienten beobachtet.
Eine ausreichende Energieversorgung scheint für die Aufrechterhaltung des Ernährungszustandes von Patienten mit GI-Tumoren wichtiger zu sein als der Ernährungszustand bei Beginn der HPE.