Endoskopie heute 2013; 26(2): 116-117
DOI: 10.1055/s-0033-1335835
Laudatio
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prof. Dr. Jürgen F. Riemann zum 70. Geburtstag

B. Kohler
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
16. Juli 2013 (online)

Herr Prof. Dr. J. F. Riemann wurde im Jahr 1985 zum Direktor der Medizinischen Klinik C des Klinikums der Stadt Ludwigshafen am Rhein gGmbH (Schwerpunkte: Gastroenterologie, Gastroenterologische Onkologie, Hepatologie, Infektionskrankheiten, Diabetologie) gewählt und hat diese in den folgenden 23 Jahren zu einer der bedeutendsten und renommiertesten gastroenterologischen Kliniken Deutschlands mit internationalem Ruf aufgebaut.

Von Anfang an war sein Interesse, neben der klinischen Tätigkeit, wissenschaftliche Forschung an seiner neuen Klinik zu integrieren und diese auszubauen.

Sein Hauptinteressenbereich lag entsprechend seinem früheren Arbeitsgebiet in Erlangen in der Weiterentwicklung der interventionellen Endoskopie. Hier seien u. a. die endoskopische Lasertherapie und die endoskopische Doppler-Sonografie erwähnt. Darüber hinaus war er federführend beteiligt an der Etablierung der Mini-Endoskopie im biliopankreatischen Bereich, an der Evaluierung von modernen Therapieverfahren des symptomatischen Gallensteinleidens wie der ESWL sowie der intraduktalen Gallengangsteinbehandlung mittels Laserlithotripsie bzw. elektrohydraulischer Lithotripsie und der Testung neuer Endoskopiesysteme, insbesondere zur Detektion von Blutungsquellen im Dünndarmbereich.

Weiterhin beteiligte bzw. initiierte er zahlreiche Studien, u. a. pharmakologische Untersuchungen zur biliären Exkretion von Antibiotika, medikamentöse Therapieoptionen bei Motilitätsstörungen des oberen GI-Traktes sowie des Gallengangsystems und als Zentrum für Gastroenterologische Onkologie wirkte er an vielfältigen onkologischen Therapiestudien maßgebend mit.

In den letzten Jahren lag sein wissenschaftlicher Schwerpunkt in der Umsetzung einer sinnvollen und machbaren Prävention des kolorektalen Karzinoms, was zur Gründung der Stiftung Lebensblicke im Jahr 1998 führte, dessen Vorsitz er seit 2006 innehat.

Er gilt als einer der bedeutendsten Visionäre und Vorkämpfer der Prävention des kolorektalen Karzinoms. Letztlich führte auch seine Initiative und sein Engagement als Sprecher der Arbeitsgruppe „Weiterentwicklung der Darmkrebsfrüherkennung“ des Nationalen Krebsplans der Bundesrepublik Deutschland ganz aktuell im April dieses Jahres zur Verabschiedung des Krebsfrüherkennungsgesetzes, das erstmalig ein organisiertes Einladungsverfahren beinhaltet.

Herr Prof. Riemann hat mehr als 500 Publikationen verfasst und ist u. a. Mitherausgeber des Standardwerks „Gastroenterologie“.

Aufgrund seiner hervorragenden klinisch-wissenschaftlichen Erfolge und seines Renommees wurde er in zahlreiche nationale und internationale Gesellschaften berufen, wie DGVS, DGIM, DGE-BV, GARPS, BDI, AIO, ASGE, OMGE.

Herr Prof. Riemann ist seit 2000 Vorsitzender der Gastro-Liga, ist Gründungsmitglied der gastroenterologischen Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz (1985), war mehrfach deren Jahrespräsident, leitete als Tagungspräsident den Kongress der DGE-BV 1993 sowie 1997 den Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten in Ludwigshafen und erhielt 2001 die ehrenvolle Aufgabe, die 107. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin in Wiesbaden auszurichten. 2007 war er als erster Tagungspräsident maßgebend für die Planung und Ausrichtung des ersten Internistentags des BDI in Berlin verantwortlich.

Herr Prof. Riemann war und ist in zahlreichen wissenschaftlichen Zeitschriften als Mitherausgeber bzw. Mitglied der Schriftleitung tätig: „DMW“, „Endoskopie heute“, „Zeitschrift für Gastroenterologie“, „Medizinische Klinik“, „Der Internist“, um nur einige zu nennen, sowie Mitbegründer und Herausgeber der Zeitschrift „Der Gastroenterologe“.

Dieses umfassende Engagement für die Gastroenterologie sowie für die gesamte Innere Medizin führte zu bedeutenden und außergewöhnlichen Auszeichnungen und Ehrungen wie der Günter-Budelmann-Medaille des Berufsverbands Deutscher Internisten, der Hetényi-Géza-Medaille der Ungarischen Gesellschaft für Gastroenterologie, der Ehrenmitgliedschaft der Ungarischen Gesellschaft für Gastroenterologie sowie der Ehrenmitgliedschaft der Uruguayischen Gesellschaft für Gastroenterologie, des Fellow of the American College of Physicians und American Society of Internal Medicine, der Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Gesellschaft für Endoskopie und bildgebende Verfahren sowie 2010 des BDI.

Ein besonderer Höhepunkt für ihn war die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande der Bundesrepublik Deutschland 2009 für seine Verdienste um die Darmkrebsfrüherkennung sowie sein Engagement für die Aus-/Weiter- und Fortbildung der Ärzte.

Neben dieser klinisch-wissenschaftlichen erfolgreichen Tätigkeit erkannte Herr Prof. Riemann als einer der Ersten frühzeitig, dass berufspolitisches Engagement unbedingt notwendig ist, um Konzepte zur Fortentwicklung und Stärkung der Gastroenterologie zu entwickeln und in die Praxis umzusetzen.

So war er langjähriger Vorsitzender der Sektion Gastroenterologie im BDI und konnte hierdurch zahlreiche Entwicklungen und Entscheidungen für unser Fach erwirken. Die Gastroenterologen haben Herrn Prof. Riemann viel zu verdanken!

Für uns, als Mitarbeiter seiner Klinik, war Prof. Riemann ein begeisternder, außerordentlich motivierender Chef, der durch seine hohe Präsenz, Ansprechbarkeit und Unterstützung ein großes Vorbild darstellte. Er hat nicht nur das Fach Gastroenterologie gelehrt, sondern versuchte zudem, uns das gesamte Spektrum der Inneren Medizin zu vermitteln. Die Verbindung aus wissenschaftlicher Tätigkeit und menschlichem Umgang mit den Patienten lebte Prof. Riemann uns Mitarbeitern täglich vor.

Während seiner 23-jährigen Chefarzttätigkeit wurden 40 Promotionen erfolgreich abgeschlossen, 8 Mitarbeiter konnten sich habilitieren und sage und schreibe 21 Chefärzte gingen aus seiner Klinik hervor.

Prof. Riemann ist ein vorbildlicher Arzt und hervorragender Wissenschaftler, er ist ein bedeutender Vertreter und Visionär unseres Faches, der sich aufgrund seiner Kreativität, seines Wissens und seiner Persönlichkeit hohes Ansehen erworben hat. Er war für uns Mitarbeiter ein mitreißender Chef und Förderer, dem wir viel – sehr viel zu verdanken haben.

Wir wünschen ihm alles erdenklich Gute, Gesundheit, Kraft und Energie, auf dass er mit seinen umfassenden Erfahrungen weiterhin für unser Fachgebiet aktiv tätig sein kann.

Mit den besten Wünschen

Prof. Dr. B. Kohler

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Abb. 1 Prof. Dr. J. F. Riemann und seine „Ehemaligen“ anlässlich seiner Verabschiedung 2008.