Endoskopie heute 2013; 26 - P18
DOI: 10.1055/s-0033-1333992

Bedeutung der Manometrie zur Charakterisierung von funktionellen gegen organische Störungen des Ösophagus

T Thomaidis 1, M Götz 2, S Gregor 3, A Hoffman 4, M Möhler 1, PR Galle 1, A Schwarting 1, 5, R Kiesslich 4
  • 1I. Medizinische Klinik, Johannes-Gutenberg Universität, Mainz, Germany
  • 2I. Medizinische Klinik, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Germany
  • 3I. Medizinische Klinik, Klinikum Idar-Oberstein, Idar-Oberstein, Germany
  • 4Medizinische Klinik St. Marienkrankenhaus, Frankfurt, Germany
  • 5Sana-Rheumazentrum, Bad Kreuznach, Germany

Einleitung: Die Manometrie ist die Methode der Wahl um Motilitätsstörungen des Ösophagus darzustellen. Unklar ist es jedoch, ob die Manometrie funktionelle Störungen von organischen Erkrankungen mit einem bestimmten Muster unterscheiden kann. Daher haben wir das Motilitätsmuster bei Patienten mit Colon irritabile (CI) untersucht.

Obwohl die Dysphagie eine häufige Begleiterscheinung bei diesen Patienten darstellt, gibt es bislang keine Studien, die die Motilität des Ösophagus zwischen Patienten mit funktionellen und Patienten mit organischen Erkrankungen verglichen haben.

Als Kontrollkollektiv dienten Patienten mit systemischer Sklerodermie (SSc) und systemischen Lupus erythematodes (SLE).

Methode: 15 Patienten mit CI, 22 mit SLE und 19 mit SSc wurden mittels Ösophagusmanometrie untersucht. Bei allen Patienten erfolgten eine körperliche, eine laborchemische und eine Urinuntersuchung. Spezifische Fragenbögen dienten für die Erhebung der Aktivität der Autoimmunerkrankungen sowie des Grades der Dysphagie.

Ergebnisse: Patienten mit CI zeigten den gleichen Grad und Häufigkeit einer Dysphagie wie Patienten mit Autoimmunerkrankungen (Dysphagie-Grad von 7,3 bei der CI-, 6,73 bei der SLE- und 7,56 bei der SSc-Gruppe, p > 0,05). Im Gegensatz zur SSc-Gruppe stellten wir jedoch keine direkte Korrelation zwischen manometrischen Veränderungen und der Schwere der Dypshagie bei CI Patienten fest (r: -0,014, p > 0,05).

Die manometrischen Hauptbefunde bei Patienten mit CI waren signifikant erhöhte peristaltische Amplituden im proximalen ösophagealen Teil sowie niedriger Ruhedruck des distalen Ösophagussphinkters (DÖS) im Vergleich zu Patienten mit Autoimmunerkrankungen. SLE Patienten zeigten dagegen in mehr als 50% erhöhten Ruhedruck des DÖS sowie Amplituden im mittleren und distalen Ösophagus von > 100 mmHg und 160 mmHg entsprechend. In der Gruppe von SSc konnte reduzierte Peristaltik bzw. Aperistaltik oder simultane Peristaltik in den distalen zwei Dritteln des Ösophagus nachgewiesen werden.

Zusammenfassung: Diese Studie analysiert erstmalig die ösophageale Motilität bei Patienten mit funktionellen Störungen im Vergleich zu Patienten mit organischen Erkrankungen. Auch wenn Patienten mit CI dysphagische Beschwerden in gleichem Ausmaß wie Patienten mit SLE und SSc nachweisen, erlauben die verschiedenen Kontraktionsmuster eine Differenzialdiagnose zwischen den einzelnen Erkrankungen.

Die esophageale Manometrie kann damit zwischen organischen und funktionellen Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes differenzieren.