Endoskopie heute 2013; 26 - P3
DOI: 10.1055/s-0033-1333977

Verbesserte Compliance zum Darmkrebs-Screening durch Blut- und Stuhlbasierte genetische Tests bei primären Koloskopie-Verweigerern in Deutschland

A Adler 1, S Geiger 1, A Keil 2, H Bias 2, P Schatz 3, J Dhein 4, R Tauber 5, B Wiedenmann 1
  • 1Charité-Universitätsmedizin Berlin-Campus Virchow-Klinikum, Zentrale Interdisziplinäre Endoskopie, Medizinische Klinik m.S. Hepatologie, Gastroenterologie und Stoffwechselkrankheiten, Berlin, Germany
  • 2Institut für Arbeitsmedizin, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany
  • 3Epigenomics AG Berlin, Berlin, Germany
  • 4Abbott Molecular Research Department, Delkenheim, Germany
  • 5Institut für Laboratoriumsmedizin, Klinische Chemie und Pathobiochemie, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany

Einleitung: Das kolorektale Karzinom (KRK) ist die zweithäufigste Krebs-Todesursache bei Frauen und Männern in Europa. Obwohl die Prognose in früh entdeckten Stadien deutlich besser ist, ist die Vorsorge-Compliance gering. In Deutschland ist die Teilnahmerate nur 2,4% pro Jahr bei der Vorsorgekoloskopie (VK) und 16% pro Jahr beim gFOBT (Daten des ZI der KBV Berlin). Durch die größere Annehmlichkeit gegenüber anderen Methoden haben die genetischen blut- und stuhlbasierten Vorsorgetests das Potential, die Patienten-Compliance derjenigen Personen zu verbessern, die die VK aus den unterschiedlichsten Gründen initial ablehnen.

Ziele: In dieser prospektiven Studie evaluierten wir die Teilnahmerate am KRK-Screening und den Einfluss der alternativen blut- und stuhlbasierten Tests auf die Erhöhung der Vorsorge-Compliance in einer Kohorte, die von Betriebsärzten, Allgemeinärzten, Internisten und Gynäkologen beigesteuert wurde. Wir evaluierten dabei die demographischen, gesundheitspsychologischen und sozioökonomischen Faktoren auf die Teilnahmerate am KRK-Screening.

Methoden: In die Studie wurden 157 Personen (60% weiblich), die die Krebsvorsorge-Kriterien erfüllten, einbezogen. Die Teilnehmer wurden bei regulären Konsultationen ihrer Ärzte rekrutiert. Demographische, gesundheitspsychologische und sozioökonomische Faktoren wurden in einem Fragebogen aufgezeichnet. Anschließend wurden alle Personen aufgefordert, sich einer VK zu unterziehen. Blut- und stuhlbasierte genetische Screening-Tests wurden exklusiv nur denjenigen Teilnehmern angeboten, die definitiv eine VK ablehnten. Diejenigen, die für einen der blut- oder stuhlbasierten Tests positiv getestet wurden, wurde eine VK empfohlen.

Ergebnisse: Nach der initialen VK-Konsultation entschieden sich 41% der bisher in die Studie eingeschlossenen 157 Personen für die Durchführung einer VK. 59% verweigerten diese. Die Gründe der Non-Compliance waren: Unannehmlichkeit der Darmreinigung (52%), Angst vor schmerzhafter Untersuchung (33%) und Unannehmlichkeit der Endoskopie (46%). Daraufhin wurden den 93 VK-Verweigerern 2 alternative IVD-Tests angeboten. 83% wählten den blutbasierten Septin-9-Test, 15% entschieden sich für den stuhlbasierten Test. Die angegebenen Präferenzen für den Serumtest waren: Annehmlichkeit (79%), Blutentnahme war sowieso erforderlich während des Gesundheits-Check-ups beim Betriebsarzt oder Allgemeinmediziner und die weniger zeitaufwändige Prozedur (44%). Nur 2 der 157 Personen (1,3%) war für gar keine der offerierten Vorsorgemethoden compliant.

Schlussfolgerungen: Diese Studie zeigt, dass die Akzeptanz für das KRK-Screening durch das Angebot von stuhl-oder blutbasierten Tests als alternative Methoden für Personen, die für eine VK nicht compliant sind, gesteigert werden kann.