Endoskopie heute 2013; 26 - FV9
DOI: 10.1055/s-0033-1333953

Erfahrungen mit der endosonographischen Feinnadelpunktion (EUS-FNP) in Deutschland: Deutlich geringere diagnostische Ausbeute als in Studien

C Jenssen 1, AP Barreiros 2, U Will 3, E Burmester 4, U Gottschalk 5
  • 1Krankenhaus Märkisch Oderland GmbH, Klinik für Innere Medizin, Strausberg, Germany
  • 2Johannes Gutenberg-Universität Mainz, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Mainz, Germany
  • 3SRH Wald-Klinikum Gera, 3. Medizinische Klinik, Gera, Germany
  • 4Sana-Kliniken Lübeck, Medizinische Klinik I, Lübeck, Germany
  • 5Maria Heimsuchung Caritas-Klinik Pankow, Abteilung für Innere Medizin, Berlin, Germany

2011/12 hat der Arbeitskreis Endosonografie der DEGUM eine anonyme Umfrage unter allen Deutschen Endosonografiezentren durchgeführt, um jährliche Punktionshäufigkeiten, den diagnostischen Ertrag bei der EUS-FNP, Präferenzen der Materialverarbeitung, eingesetzte Nadelstärken, Fixierungsmodi, Anzahl der Nadelpassagen, vor-Ort-Zytologie und geschätzten Zeitbedarf für die EUS-FNP zu erfragen.

Ergebnisse: 142 Zentren antworteten, davon wurden in einem keine Endosonografien (mehr) durchgeführt und in drei weiteren (noch) keine EUS-FNP. Berichtet wurden 9.053 EUS-FNP in einem Jahreszeitraum. Aus den aktiven Zentren wurden 5 – 400 (Durchschnitt 66) EUS-FNP jährlich mitgeteilt. 14 Zentren führten ≥150 EUS-FNP/Jahr durch, 48 Zentren ≤30. Immer oder überwiegend setzen 79,7% (110/138) der Zentren 22 Gauge Aspirationsnadeln ein, 25,4% (35/138) 19 Gauge Aspirationsnadeln, 3,6% (5/138) 25 Gauge Aspirationsnadeln und 2,9% (4/138) 19 Gauge Trucut-Nadeln. 40% der Zentren zielen überwiegend oder ausschließlich auf die alleinige zytologische Untersuchung der Präparate ab, nur 4% auf eine alleinige histologische. 56% der Zentren präferieren die Kombination von zytologischer und histologischer Beurteilung. Überwiegend wird eine Trockenfixation der Ausstrichpräparate durchgeführt (83%), 13% der Zentren fixieren feucht, 5% konnten keine Angabe machen. Nur 4 Zentren machen die Anzahl der Punktionsvorgänge von einer zytologischen Einschätzung vor Ort abhängig, während 84% der Zentren auf eine makroskopische Beurteilung der Aspirate vertrauen. Für 40% der Zentren ist auch die Art des punktierten Organs für die Festlegung der Anzahl der Nadelpassagen relevant. 19% der Zentren beschränken sich immer auf 1 – 2 Nadelpassagen. Nur 48% der Zentren schätzen ihre Erfolgsrate mit der EUS-FNP auf über 75% (11% > 90%), 38% auf > 50 – 75% und 14,5% auf nur 50% oder weniger.

Diskussion: Die Praxis der EUS-FNP variiert erheblich zwischen deutschen Endosonografiezentren. Die 22-Gauge-Aspirationsnadel ist die Standardnadel für die EUS-FNP, und eine Mehrheit der Zentren vertraut auf die Kombination von zytologischer und histologischer Beurteilung. Übereinstimmend mit den Ergebnissen einer Befragung der Teilnehmer eines internationalen Endosonografiekurses (Dumonceau J.-M. et al. World J Gastroenterol 2012; 18: 2357 – 63) wird die Erfolgsrate der EUS-FNP in der klinischen Realität deutlich niedriger berichtet als in Studien publiziert (gepoolte Sensitivität bzw. Spezifität der EUS-FNP von soliden Pankreasläsionen 85% bzw. 98%; Hewitt MJ. et al. Gastrointest Endosc 2012; 2012; 75: 319 – 31). Zusammenhänge der mitgeteilten Erfolgsrate mit der Fallzahl, dem präferierten Nadeltyp, der Steuerung der Anzahl der Nadelpassagen und der Materialverarbeitung werden dargestellt und diskutiert.