Aktuelle Ernährungsmedizin 2012; 37 - P9_3
DOI: 10.1055/s-0032-1312559

MRSA in Mensch, Tier und Lebensmitteln – Eine Übersicht

RM Schmithausen 1, V Raab 1, B Petersen 1
  • 1Institut für Tierwissenschaften, Universität Bonn, Präventives Gesundheitsmanagement, Bonn, Germany

Der Methicillin-resistente Staphylokokkus aureus (MRSA) ist bekannt als multiresistenter Krankenhauskeim, der v.a. bei intensiv betreuten Patienten Infektionen hervorruft. Jedoch hat sich die Epidemiologie von MRSA seit den 90er Jahren gewandelt. Lebensmittel erzeugende Nutztiere sind als potentiell zoonotisches Reservoir für menschliche MRSA-Infektionen identifiziert worden (Broens, 2011).

Eine Klassifikation kann nach Auftreten und Verbreitungsweg erfolgen:

  • Hospital-associated MRSA (HA-MRSA)

  • Healthcare-associated community MRSA (HCA-MRSA)

  • Community-associated MRSA (CA-MRSA)

  • Livestock-associated MRSA (LA-MRSA)

LA-MRSA betrifft v.a. den MRSA Strang (ST398), der verschiedene Nutztierarten besiedelt und Infektionen beim Menschen verursachen kann (Catry et al., 2010).

Der LA-MRSA Strang ST398 findet sich auf allen Stufen der Lebensmittelkette (Abb.1).

Abb.1: Expositionspfade Mensch (Tenhagen et al. 2011)

Bisher ist nur wenig über die genauen Übertragungswege sowie über die Bedeutung von Lebensmitteln als Infektionsquelle bekannt.

MRSA wurde v.a. in rohen Lebensmitteln, insbesondere Geflügelfleisch, nachgewiesen (de Boer et al., 2008). Die Konzentrationen sind aber gering und die Wirkungen auf den Menschen bisher unklar. Nach Einschätzung des BfR und der EFSA ist es unwahrscheinlich, dass eine Übertragung von MRSA über Nutztiere und Lebensmittel wie rohes Fleisch oder Rohmilch auf den Menschen erfolgen kann.

Allerdings ergibt sich ein besonderes Übertragungsrisiko des Keims für Personen, die in engem Kontakt mit lebenden Nutztieren arbeiten (Tierärzte, Landwirte, Schlachter) sowie Personen, die in der Lebensmittelverarbeitung beschäftigt sind (Tenhagen et al., 2011).

Hierzu führt die Abt. für Präv. Gesundheitsmanagement des ITW der Uni Bonn in einer interdisziplinären Kooperation zwischen Agrarwissenschaftlern und Humanmedizinern Untersuchungen im Umfeld von Mensch und Tier durch. Diese sollen Aufschluss über Einflussfaktoren für gehäuftes Auftreten von LA-MRSA Varianten in tierhaltenden Betrieben in NRW geben.

Literatur:

E. de Boer, J.T.M. Zwartkruis-Nahuis, B. Wit, X.W. Huijsdens, A.J. de Neeling, T. Bosch, R.A.A. van Oosteromb, A. Vila, A.E. Heuvelink (2008): Prevalence of methicillin-resistant Staphylococcus aureus in meat.

E.M. Broens (2011): Livestock-associated methicillin resistant Staphylococcus aureus in pigs – prevalence, risk factors and transmission dynamics, Dissertation.

B. Catry, E. van Duijkeren, M.C. Pomba, C. Greko, M.A. Moreno, S. Pyörälä, M. Ruzauskas, P. Sanders, E.J. Threlfall, F. Ungemach, K. Törneke, C. Munoz-Madero, J. Torren-Edo (2010): Reflection paper on MRSA in food-producing and companion animals: epidemiology and control options for human and animal health. In: Epidemiol. Infect., 138, 626–644.

B.-A. Tenhagen, A. Fetsch, K. Alt, A. Käsbohrer, J. Bräunig, B. Appel, Bundesinstitut für Risikobewertung, BfR (2011): Methicillin resistente Staphylococcus aureus (MRSA) in der Lebensmittelkette, Fortbildung für den ÖGD vom 25.03.2011.