Fragestellung: Die Gründung des interdisziplinären Ernährungsteams (ET) am Klinikum Fürth (ca. 34.000 stationäre Behandlungsfälle/Jahr) in 2002 hat die Sensibilität für Mangelernährung erhöht. Als eines von 9 Krankenhäusern wurde unser Klinikum für die modellhafte Implementierung des Expertenstandards „Ernährungsmanagement zur Sicherstellung und Förderung der oralen Ernährung in der Pflege“ ausgewählt. Von 2010–2011 konnte der Expertenstandard mit Zustimmung der Klinik- und Pflegedienstleitung umfassend implementiert werden. Entwicklung, Erfolge und Hindernisse werden vorgestellt.
Methode: Zunächst wurden in das elektronische Krankenhaus-Informationssystem (KIS) das Nutritional Risk Screening (NRS 2002) sowie das Subjective Global Assessment integriert. Ernährungsmaßnahmen wurden ebenfalls im KIS dokumentiert. Das ET schulte nach einer Pilotphase die Pflegekräfte der relevanten Stationen und fungierte in der Folge als permanenter Ansprechpartner. Das Screening sollte durch die Pflegekräfte zeitnah zur Aufnahme erfolgen, um bei Risikopatienten rasch entsprechende Maßnahmen ergreifen zu können. Mangelernährung oder Ernährungsprobleme konnten zusätzlich kodiert werden, wenn Ernährungsmaßnahmen durchgeführt und dokumentiert wurden. Die Anzahl durchgeführter Screenings und kodierter Diagnosen diente als indirektes Maß für den Erfolg der Implementierung.
Ergebnis: Im Verlauf der Implementierung zeigte sich eine positive Entwicklung des Screenings und der Kodierung von Mangelernährung oder Ernährungsproblemen.
Tab.1: Entwicklung von Screening und Kodierung
|
2010
|
2011
|
NRS-Bögen
|
3072
|
7202
|
NRS-Bögen ≥3 Punkte
|
826
|
1080
|
Pt. mit Kodierung Mangelernährung/Ernährungsprobleme
|
464
|
945
|
Die Umsetzung des Expertenstandards erforderte die multiprofessionelle Kommunikation zwischen ET, Pflegefachkräften, Servicekräften und ärztlichem Personal. Hohe Arbeitsbelastung und Personalknappheit bei den Pflegekräften erschwerten die Implementierung als auch die Umsetzung in der täglichen Praxis.
Schlussfolgerung: Durch Unterstützung der Klinikleitung, Integration der Prozesse in das elektronische KIS, Schulung der Pflegekräfte mit anschließender nachhaltiger Betreuung durch ein Ernährungsteam kann die Implementierung des Expertenstandards gelingen. Die Sensibilität des pflegerischen und ärztlichen Personals für Patienten mit bestehender oder drohender Mangelernährung kann erhöht und der Erlös durch Kodierung von Mangelernährung gesteigert werden.