Aktuelle Ernährungsmedizin 2012; 37 - P4_6
DOI: 10.1055/s-0032-1312524

Erfassung des Ernährungsstatus und der Ernährungsprobleme von Patienten mit gastrointestinalen Tumoren: Evaluierung der Akzeptanz hochkalorischer Trinknahrung

S Marienfeld 1, J Wojzischke 1, M Lehmann 2, J Bojunga 1
  • 1Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Medizinische Klinik 1, Ambulanz für enterale und parenterale Ernährung, Frankfurt am Main, Germany
  • 2Hochschule Fulda, Fachbereich Oecotrophologie, Fulda, Germany

Fragestellung: Patienten mit gastrointestinalen Tumoren (GI-Tumoren) verlieren häufig bereits vor Diagnosestellung erheblich an Gewicht. Bedingt durch chirurgische Eingriffe und Nebenwirkungen der Therapie ist die Nahrungsaufnahme oft stark beeinträchtigt. Trinknahrung (TN) gilt als effektive Maßnahme zur Verbesserung des Ernährungsstatus. Wir bieten unseren Patienten ergänzend zu den Speisen TN an. Ziel der Erhebung war es, den Ernährungsstatus und mögliche Probleme im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme bei Patienten mit GI-Tumoren zu erfassen, und sowie die Akzeptanz von TN zu evaluieren.

Methodik: Von November 2011 bis Januar 2012 wurde bei Patienten mit GI-Tumoren das Risiko für Mangelernährung anhand des Nutritional Risk Screenings (NRS) eingeschätzt sowie Größe, Gewicht, Handkraftstärke (HKS) und Oberarmumfang (OAU) gemessen. Die Patienten wurden gebeten einen Fragebogen zu Beschwerden und TN zu beantworten.

Ergebnis: 55 Patienten (davon 22 Frauen) mit Tumore der Leber und Gallenwege (n=37), des Kolons (n=8), des Magens (n=7), des Pankreas (n=2) und des Ösophagus (n=1) haben an der Erhebung teilgenommen. Das Alter lag bei 61,2±12,9 Jahre (Mittelwert, SD). 29 Patienten (52,7%) hatten ein hohes Risiko für Mangelernährung (NRS ≥3 Punkte), 26 Patienten (47,3%) ein geringes Risiko (NRS <3 Punkte). Risiko-Patienten hatten einen BMI von 23,8±5,2kg/m2, nicht-Risiko-Patienten von 24,8±3,5kg/m2 (n.s.). 8 Risiko-Patienten (27,6%) und 4 nicht-Risiko-Patienten (15,4%) hatten einen OAU kleiner 22,5cm, 12 Risiko-Patienten (41,6%) und 9 nicht-Risiko-Patienten (34,1%) hatten eine HKS unter der 25. Perzentile (n.s.). 26 Risiko-Patienten (89,7%) und 17 nicht-Risiko-Patienten (65,4%) gaben mindestens 3 Beschwerden mit möglichem Einfluss auf die Nahrungsaufnahme an. 14 Risiko-Patienten (48,3%) und 11 nicht-Risiko-Patienten (42,3%) gaben Ekel vor Lebensmitteln an. Am häufigsten wurde Ekel gegen Fleisch, Wurst und Eier (20%), Milch und Milchprodukte (9,1%) und Süßes (9,1%) genannt. Nur 15 Risiko-Patienten (51,7%) und 5 nicht-Risiko-Patienten (19,2%) hatten bereits eine TN getestet (p=0,03).

Schlussfolgerung: Über die Hälfte der Patienten mit GI-Tumore hatten ein hohes Risiko für Mangelernährung. Risiko-Patienten gaben tendenziell mehr Beschwerden mit Einfluss auf die Nahrungsaufnahme an. Jedoch hatte nur die Hälfte der Risikopatienten eine TN getestet. Um zukünftig die Akzeptanz von TN zu fördern, muss das Beratungsangebot optimiert werden.