Aktuelle Ernährungsmedizin 2012; 37 - P3_5
DOI: 10.1055/s-0032-1312516

Entwicklung und Implementierung eines pflegegeleiteten Malnutritions-Programms

C Bläuer 1, D Prat 1, V Bielmann 1, C Kiss 1
  • 1Universitätsspital, Basel, Switzerland

Einleitung: Aufgrund der im Jahre 2001 verfassten Resolution des Europarates zum Thema Mangelernährung im Spital wurde im Jahre 2005 am Universitätsspital Basel ein Malnutritions-Programm implementiert, welches ein Screening mittels NRS-2002, einen Handlungsleitfaden für Interventionen und ein Schulungskonzept für Pflegende beinhaltet. Im Januar 2012 wurde eine Evaluation mit folgenden Zielsetzungen durchgeführt: Überprüfung des Umsetzungsgrades des Programms und der Prozessabbildung in der Dokumentation. Identifizieren von Wissens- und Sensibilisierungslücken im interprofessionellen Team.

Methode: Im Rahmen einer Querschnittserhebung wurden Patientendokumentationen analysiert, die Mahlzeiteneinnahme beobachtet und eine Befragung des interprofessionellen Teams durchgeführt. Die Datensammlung erfolgte auf acht Bettenstationen der Medizin, Neurologie, Akutgeriatrie und Hämatologie. Es wurden 145 Pflegende, 46 Ärzte und 10 Ernährungsberaterinnen mittels Fragebogen zur Programmumsetzung, der Anwendung des NRS-2002, den Interventionen und der Zusammenarbeit im interprofessionellen Team befragt.

Ergebnisse: Bei der Befragung gaben 70% der Ärzte und 63% der Pflegenden an die Ernährungssituation der Patienten täglich oder wöchentlich auf der Visite anzusprechen. Von den Pflegenden gaben 40% an, den Arzt bezüglich der NRS-Resultate regelmässig zu informieren. Dem Gegenüber steht die Wahrnehmung der Ärzte von denen nur 26% den Eindruck hatten von den Pflegenden regelmässig über die Resultaten informiert zu werden. Nur 17% der Ärzte gaben an die ICD-10 Diagnose Mangelernährung oder Ernährungsprobleme im Austrittsbericht immer zu erwähnen. Nie oder selten erwähnt wurde die ICD-Diagnose von 55% der Befragten. Das Screening wurde sowohl von den Ärzten (89%), den Pflegenden (79%) und den Ernährungsberaterinnen (100%) als wichtig oder sehr wichtig für den Behandlungsprozess eingeschätzt. Die Mehrzahl der Ärzte (68%) und der Pflegenden (72%) schätzten ihr Wissen bezüglich Malnutrition als gut bis sehr gut ein.

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zeigen, dass seit der Programmeinführung im interprofessionellen Team eine Sensibilisierung für die Problematik der Malnutrition stattgefunden hat. Die Resultate geben wichtige Hinweise auf den Optimierungsbedarf wie zum Beispiel die Erfassung der NRS-Resultate und Interventionen in der medizinischen Dokumentation. Die Evaluation bildet eine gute Grundlage für die Weiterentwicklung des Programms.