Aktuelle Ernährungsmedizin 2012; 37 - P3_4
DOI: 10.1055/s-0032-1312515

Körperzusammensetzung versus Körperoberfläche bei Tumorpatienten: Bestehen relevante Unterschiede?

N Stobäus 1, S Küpferling 1, J Schulzke 1, K Norman 1
  • 1Charite – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie (einschl. Arbeitsbereich Ernährungsmedizin), Berlin, Germany

Fragestellung: Bei onkologischen Patienten wird die Berechnung der Zytstatikadosis lediglich anhand der Körperoberfläche (KOF) vorgenommen, die Qualität der Körperzusammensetzung findet dabei keine Beachtung. Das Ziel der Studie war die Prävalenz einer niedrigen fettfreien Masse (FFM) bei Patienten unter der Berücksichtigung der KOF zu ermitteln.

Methodik: Bei Tumorpatienten wurde mittels Bioelektrischer Impedanzanalyse die FFM ermittelt und die KOF mit der Formel von DuBois berechnet. Anhand der KOF wurden die Patienten in sechs Kategorien unterteilt (KOF<1,6m2; ≥1,6–1,69m2: ≥1,7–1,79m2; ≥1,8–1,89m2; ≥1,9–1,99m2; ≥2,0m2) und Mittelwert±Standardabweichung (SD) der FFM für jede KOF-Kategorie berechnet. Davon ausgehend wurden Patienten mit einer FFM unter -1 SD der mittleren FFM als Patienten mit einer FFM unter der Norm (niedrige FFM-Gruppe) klassifiziert. Patienten mit einer SD zwischen -0,99 und 0,99 der FFM wurden der normalen FFM-Gruppe und Patienten über 1 SD der Gruppe mit einer hohen FFM zugeordnet. Der funktionelle Status wurde anhand der Handkraft, des exspiratorischen Spitzenflusses, der Knieextension, des Karnofsky Indexes und die Fatigue mithilfe des EORTC C-30 Fragebogens bestimmt.

Ergebnis: 630 Patienten (345Männer; 61,7±12,2 Jahre; BMI 24,4±4,1kg/m2) nahmen an der Studie teil. Die FFM betrug durchschnittlich 49,3±10,3kg und Männer hatten eine signifikant höhere FFM und KOF als Frauen. Es bestand eine starke Korrelation zwischen der FFM und KOF (r=0,894, p<0,001). Die FFM war bei 15,7% der Patienten verringert, 69% hatten eine normale FFM und 15,2% eine hohe FFM. Alter, KOF, Gewichtsverlust und Tumorstadium unterschieden sich zwar nicht zwischen den FFM-Gruppen, aber in der niedrigen FFM-Gruppe waren signifikant mehr Frauen (89%) als in den anderen zwei Gruppen. Patienten, deren FFM unter -1 SD der mittleren FFM lag, hatten einen höheren BMI als die normale FFM-Gruppe während Handkraft, exspiratorischer Spitzenfluss, Knieextensionskraft und Karnofsky Index signifikant niedriger und die Fatigue bei diesen Patienten höher waren.

Schlussfolgerung: 30% der Patienten wichen von der für die jeweilige KOF-Kategorie üblichen FFM ab. Die Körperzusammensetzung als Teil des Ernährungszustandes sollte als möglicher Einflussfaktor der Therapietoleranz weiter untersucht werden.