Aktuelle Ernährungsmedizin 2012; 37 - P2_5
DOI: 10.1055/s-0032-1312509

Sind nocturne Infusionszeiten bei heimparenteraler Ernährung zu kurz?

P Thul 1, K Mielke 1
  • 1Universitätsmedizin Charité, Klinik für Allgemein-, Visceral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Berlin, Germany

Rationale: Die heimparenterale Ernährung wird typischerweise in der Nacht durchgeführt. Eine strikte Befolgung der Leitlinien und der Fachinformationen der Infusionshersteller führt zu Konflikten, wenn die Infusion den Kalorienbedarf des Patienten decken soll und leitlinienkonform Vitamine und Spurenelemente verabreicht werden sollen. Der zeitliche Rahmen ist zu eng.

Fragestellung: Kann die Infusionsdauer auf die Nachtstunden beschränkt werden?

Methodik: Von 837 über 235412 Tage heimparenteral ernährten Patienten liegen Daten vor. Der Energiebedarf der Patienten wurde durch indirekte Kalorimetrie bestimmt und die Infusion danach ausgewählt. Die Laufzeiten der Infusion sind durch Befragung der Patienten im Rahmen der Erhebung der Lebensqualität bekannt. Sollten durch zu schnelle Infusion Hyperglykämien auftreten, wäre dies bei morgendlichen Blutzuckerbestimmungen eventuell zu erwarten oder der HbA1c-Wert sollte oberhalb des Referenzbereichs liegen. Um die parenterale Ernährung an die individuellen Bedürfnisse der Patienten anzupassen, werden im Abstand von ca. 8 Wochen Blutproben entnommen.

Ergebnisse: Die Infusionszeiten betrugen im Mittel 12±2 Stunden, Median 12 Stunden.

Die Blutglucose dieser Patienten lag im Mittel bei 102mg/dl, der Median war 96mg/dl. Es liegen die HbA1c-Werte von 158 Messungen bei gleichzeitiger Glucosebestimmung vor, der Median ist 5,4%, das Mittel 5,44% (Referenzbereich: 4,3–6,1%). Die Glucosewerte sind im Mittel 95,33mg%, Median 96mg/dl und damit im Normbereich. Die Glucosebestimmung in 2985 Proben von heimparenteral ernährten Patienten ergibt einen Mittelwert von 101,3mg/dl bei einem Median von 92mg/dl.

Fazit: Aus diesen Werten kann nicht geschlossen werden, dass eine Glukosezufuhr pro Zeiteinheit, die von den Herstellerangaben abweicht, dem Patienten Nachteile verursacht. Aus den Daten ist nicht ersichtlich, warum die Lebensqualität der Patienten durch eine unmäßig lange Infusionsdauer eingeschränkt werden soll.