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DOI: 10.1055/s-0032-1312496
Geschmackspräferenzen im Säuglingsalter
Fragestellung: Für die Nahrungsauswahl spielen insbesondere Nahrungspräferenzen eine wichtige Rolle. Die kindliche Nahrungspräferenz wird neben genetischen und kulturellen Gegebenheiten vor allem durch den Bekanntheitsgrad von Nahrungsmitteln und den damit assoziierten sozialen Erfahrungen bestimmt. Gerade während der ersten kindlichen Erfahrungen mit Nahrung bestimmen jedoch vorrangig die Eltern aufgrund eigener Präferenzen und Einstellungen die Nahrungsauswahl und damit den Erfahrungshorizont des Kindes. Im Mittelpunkt steht die Frage nach der Möglichkeit, mithilfe des mimischen Ausdruckes auf die kindliche Akzeptanz von fischhaltiger Beikost schließen zu können. Zusätzliche soll diese Akzeptanz in Abhängigkeit zur mütterlichen Fischpräferenz und deren Einschätzung der kindlichen Präferenz untersucht werden.
Methodik: Im Rahmen einer randomisierten Studie zur Entwicklung evidenzbasierter Empfehlungen für die Fettsäureversorgung bei Säuglingen (PINGU) werden sensorisch-psychologische Untersuchungen zur frühkindlichen Geschmacksprägung durchgeführt. Vorgestellt werden die Ergebnisse einer Pilottestung (mit 10 Kindern zwischen 6–14 Monaten) sowie erste Analysen der laufenden Untersuchung. Unter Videobeobachtung wurden die Kinder mit fisch-, fleisch- und gemüsehaltigen Breien gefüttert. Ihre Mütter erhielten außerdem ein Fragebogenpaket zum bisherigen Essverhalten des Kindes sowie eigener Präferenzen und Probierfreudigkeit.
Ergebnisse: Obwohl alle Kinder der Pilottestung bisher noch keinen Fisch bekommen hatten, akzeptierten sie den fischhaltigen Brei augenscheinlich gut. Die in differenzierter Videoanalyse des kindlichen Gesichts- und Verhaltensausdrucks (in Anlehnung an das Facial Action Coding System for Infants and Young Children, FACS von Oster, 2007) ermittelten Zeichen zur Ablehnung des Breies konnten häufiger bei steigendem Alter der Kinder beobachtet werden. Insbesondere für jüngere Kinder unterschied sich die mütterliche Einschätzung von der objektiven Beobachtung signifikant. Es folgt die Diskussion der Ergebnisse im Zusammenhang mit den erfragten mütterlichen Präferenzen.
Schlussfolgerungen: Die Möglichkeit einer differenzierten Geschmacksanalyse im Säuglingsalter lässt eine sehr frühe Untersuchung von Zusammenhängen der Geschmacksprägung zu. Gerade im Hinblick auf die Entwicklung eines gesunden Ernährungsverhaltens können Eltern so bereits sehr früh auf eine gesunde Geschmacksprägung ihres Kindes hinwirken.