Aktuelle Ernährungsmedizin 2012; 37(S 01): S1
DOI: 10.1055/s-0031-1298850
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Darmbakterien – lebenswichtige Akteure in Sachen Gesundheit

Intestinal Bacteria − Essential Actors Concerning Health
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. März 2012 (online)

Über den gesundheitlichen Stellenwert der Mikrobiota im Darm war lange Zeit nur wenig bekannt. Die Forschung dazu galt eher als wissenschaftliches Randgebiet. Seit einigen Jahren jedoch ist das Interesse an diesem Thema zunehmend gewachsen. Inzwischen belegen zahlreiche Studienergebnisse die große Bedeutung der Mikrobiota für Gesundheit und körperliches Wohlbefinden.

Eine wichtige Erkenntnis war in diesem Zusammenhang, dass die Darmbakterien in enger Wechselwirkung zu Komponenten des Darmepithels, Darmimmunsystems und des Darmnervensystems stehen. Sie bilden gemeinsam eine funktionelle Einheit. Deren Aufgabe ist es, die Aufnahme von Nährstoffen und Flüssigkeit zu gewährleisten, dabei aber gleichzeitig sicherzustellen, dass Schadstoffe wie z. B. pathogene Bakterien oder Toxine nicht ins Körperinnere vordringen.

Die Interaktion zwischen intestinaler Mikrobiota und Wirtsorganismus ist fein ausbalanciert. Sie beruht auf einem ausgefeilten Signalsystem, das die ungestörte, wechselseitige Kommunikation ermöglicht. So unterstützen Darmbakterien einerseits die Verdauungsabläufe. Andererseits beeinflussen sie in vielfältiger Weise Stoffwechsel und Immunsystem. Ein intaktes Zusammenspiel zwischen Darmbakterien und Wirt zählt daher zu den wesentlichen Voraussetzungen für ein Leben in Gesundheit. Gerät das interaktive Gleichgewicht aus dem Lot, steigt das Risiko für eine ganze Reihe von Krankheiten. Dazu gehören Störungen wie Reizdarm oder chronische Obstipation, aber auch Leiden wie entzündliche Darmerkrankungen, z. B. Morbus Crohn und Colitis ulcerosa oder Darmkrebs.

Darüber hinaus zeigen wissenschaftliche Untersuchungen, dass die intestinale Mikrobiota erheblichen Einfluss auf weitere biologische Prozesse hat. Das gilt z. B. für den Energiestoffwechsel, dessen Entgleisen zum Entstehen von Adipositas und metabolischem Syndrom führt.

Das Institut Danone Ernährung für Gesundheit e. V. hat dieses hoch aktuelle Fachgebiet zum zentralen Thema seines 13. wissenschaftlichen Workshops gemacht – in Kooperation mit der Abteilung Gastrointestinale Mikrobiologie am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE), Nuthetal, einer wissenschaftlichen Einrichtung, die auf diesem Gebiet forscht und arbeitet. Wir danken Herrn Prof. Dr. M. Blaut, dem wissenschaftlichen Leiter dieser Abteilung, für die hervorragende Zusammenarbeit bei der Gestaltung des Programms und der praktischen Umsetzung. Die vorliegende Dokumentation informiert umfassend über alle wesentlichen Aspekte und präsentiert neue Forschungsergebnisse.

Prof. em. Dr. med. G. Wolfram
Herausgeber des Supplements

Institut Danone Ernährung für Gesundheit e. V.