Aktuelle Neurologie 2011; 38 - P45
DOI: 10.1055/s-0031-1276550

Spastik nach erstmaligem Schlaganfall – Erhebung der Behandlungsansätze in einem 12 Monats Follow-up

M. Ebke 1, S. Müller 1, B. Markgraf 1, A. Kastrup 1
  • 1Nümbrecht, Braunschweig, Magdeburg, Bremen

Fragestellung: Spastizität als wesentliche Ursache für eine bleibende Behinderung im Erwachsenenalter rückt zunehmend in den Fokus therapeutischer Strategien. Dabei dominieren in Konsensusempfehlungen national wie international multimodale Förderungskonzepte wie auch möglichst rasche und gezielte medikamentöse Behandlungsschritte, z.B. mit Botulinumtoxin.

Die Inzidenz spastischer Bewegungsstörungen auftretend nach Schlaganfall wird unterschiedlich hoch angegeben. Daher interessierte die Frage, wie häufig Spastik nach Schlaganfall erkannt, die Behandlung als relevant eingeordnet und welcher Behandlungsansatz gewählt wird.

Methode: In der Stadtgemeinde Bremen wird die Schlaganfallversorgung im wesentlichen nur in einem Schwerpunktkrankenhaus durchgeführt. Bezogen auf das Jahr 2009 wurden alle Behandlungsfälle mit der Diagnose Schlaganfall über einen definierten Fragenkatalog in einem 12 Monats Follow-up nach bestehenden Defiziten, neu aufgetretenen Beschwerden und sozialem Status befragt. Ergänzt wurde die Befragung durch die Erhebung der aktuellen Behandlungsansätze einschließlich therapeutischer wie medikamentöser Maßnahmen.

Ergebnisse: Von 2389 auf der Stroke Unit behandelten PatientInnen im Jahr 2009 zeigten 834 motorische Defizite bei Entlassung. In 139 Fällen waren die Paresen nach einem Jahr mit spastischen Symptomen assoziiert. 78% dieser Patienten erhielten Physiotherapie, zumeist zweimal in der Woche, in 25% kombiniert mit anderen therapeutischen Maßnahmen. In der medikamentösen Therapiestrategie dominierte auch in 2009/2010 der Einsatz oraler Antispastika. Der überwiegende Teil der 139 Patienten hielt eine weitere Behandlung für notwendig.

Diskussion: 16% der PatientInnen, entlassen mit motorischem Defizit nach erstmaligem Schlaganfall, entwickelten spastische Symptome. Diese werden im 12 Monats Follow-up zumeist nicht nach Konsensusempfehlungen behandelt. Obwohl viele PatientInnen weiterführende Behandlungsnotwendigkeit betonen, werden keine Konsequenzen daraus gezogen. Mögliche Ursachen hierfür werden diskutiert.