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DOI: 10.1055/s-0030-1262708
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Wenn der Tumor nicht mehr vordergründiges Ziel ist!
When the Tumour is No Longer the Primary Target!Publication History
Publication Date:
13 December 2010 (online)
Zu den unbefriedigenden Situationen in der Chirurgie zählt die definitive Feststellung der Inoperabilität eines Tumors.
Für den Patienten bedeutet dies die absolute und fühlbare Endlichkeit des Lebens, verbunden mit der Angst, Symptome zu erleiden, die extrem die Lebensqualität verschlechtern.
Was hilft in dieser Situation? Gibt es studientechnisch untersetzte Konzepte für eine palliative Chirurgie?
Wir registrieren einen Mangel an Evidenz in der Palliativmedizin. Forschung in der letzten Phase des Lebens gilt dabei oft als unethisch. Es ist auch außerordentlich schwierig, randomisierte klinische Studien unter diesen Bedingungen durchzuführen [1]. Die kurze Lebensdauer der Patienten, Komorbiditäten, die erschwerte Kommunikation und die meist sehr individuelle Situation der Schwerkranken lassen kaum verlässliche Studien zu. Dennoch hat jeder Patient auch in der Palliativmedizin ein Recht auf eine zeitgerechte Therapie zur Kontrolle und Linderung der Symptome.
Wenn wir hier auch nur auf einzelne Möglichkeiten der Chirurgie bzw. Therapieoptionen aus chirurgischer Sicht eingehen, so ist es dennoch Aufgabe aller onkologisch tätigen Ärzte, an der Therapie mitzuwirken.
Extraabdominale und systemische Probleme wie der venöse Zugang, Schmerztherapie, Katabolie und Ernährung, die Neutropenie nach Chemotherapie, geschwächte Immunabwehr, Blutungen, Depressionen und Isolationsängste müssen ebenfalls behandelt bzw. betreut werden. Gerade unter dem Aspekt der multimodalen Therapie ist aber das jeweilige zeitliche Fester einer Therapieform festzulegen [2]; gleichzeitig werden damit auch ein neuartiges sequenzielles Vorgehen bzw. die evtl. Initiierung von alternativen Therapieansätzen ermöglicht.
Literatur
- 1 Hölzel D, Schubert-Fritsche G. Evidenzbasierte Medizin in der Onkologie: Spiegelt die Studienlage die klinische Realität wider?. Zentralbl Chir. 2008; 133 15-19
- 2 Hopt U T, Drognitz O, Neef H. Zeitlicher Ablauf von Leber- und Darmresektion bei Patienten mit kolorektalem Karzinom und synchronen Lebermetastasen. Zentralbl Chir. 2009; 134 425-429
- 3 Kojer M, Hermerl K. Palliative Care ist ein Zugang für hochbetagte Menschen – Ein erweiterter Blick auf die WHO-Definition von Palliative Care. Z Palliativmed. 2009; 10 154-161
- 4 Auernhammer C J, Jauch K W, Hoffmann J N. Lebermetastasen bei neuroendokrinen Karzinomen des entero-pankreatischen Systems – Therapiestrategien. Zentralbl Chir. 2009; 134 410-417
- 5 Dittmar Y, Voigt R, Rabsch A et al. Indikation und Ergebnisse der palliativen Magenresektion beim fortgeschrittenen Magenkarzinom. Zentralbl Chir. 2009; 134 77-82
- 6 Grundmann R T, Hermanek P, Merkel S et al. Diagnostik und Therapie von Lebermetastasen kolorektaler Karzinome. Workflow. Zentralbl Chir. 2008; 133 267-284
- 7 Grundmann R T, Hölscher A H, Bembenek A et al. Diagnostik und Therapie des Magenkarzinoms – Workflow. Zentralbl Chir. 2009; 134 362-374
- 8 Ludwig C, Stoelben E. Chirurgische Therapie des malignen Pleuraergusses. Zentralbl Chir. 2008; 133 218-221
- 9 Warmann S W, Fuchs J. Prinzipien der onkologischen Chirurgie bei Lungenmetastasen kindlicher solider Tumoren. Zentralbl Chir. 2009; 134 537-541
Prof. Dr. H. Lippert
Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie · Medizinische Fakultät der Universität
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