Aktuelle Ernährungsmedizin 2010; 35 - P2_6
DOI: 10.1055/s-0030-1254570

Qualitätskontrolle der parenterale Versorgung stationärer Patienten hinsichtlich der Kalorien- und Mikronährstoffversorgung vor dem Erfolgen eines Ernährungskonsils zur genauen Bedarfsbestimmung

S Gärtner 1, N Giese 1, MM Lerch 1, M Kraft 1
  • 1Klinik und Poliklinik der Inneren Medizin A, Universitätsklinikum Greifswald, Ernährungsmedizin, Greifswald, Germany

Hintergrund: Eine adäquate Deckung des Kalorien- und Nährstoffbedarfs beeinflusst den Genesung des Patienten und die Dauer des Krankenhausaufenthalts. Eine optimale Versorgung reduziert die Komplikationsrate und kann dasklinische outcome und die Kosteneffizienz verbessern. Diese vorliegende Studie untersuchte die diesbezügliche parenterale Versorgungssituation an einer Klinik der Maximalversorgung mit einem seit 6 Jahren etabliertem Ernährungsteam.

Material und Methoden: Monozentrische Beobachtungsstudie mit Erhebung der Zufuhr parenteraler Nährstofflösungen bei 107 Patienten über einen Zeitraum von 6 Monaten. (weiblich=41, männlich=66). Die Patientendaten wurden vor einem Ernährungskonsil durch Befragungen und an Hand der Krankenakten erhoben. Die Bedarfsbestimmung der parenteralen Ernährung erfolgte an Hand des Grundumsatzes (Formel nach Harris & Benedict). Berücksichtigt wurde die Krankheitsaktivität unter Einbeziehung der aktuellen oralen Nahrungsaufnahme mittels 24h-Recall (OptiDiet). Als weitere Kenngrößen dienten anthropometrische (Größe, Gewicht) wie auch laborchemische Parameter (Albumin). Die statistische Auswertung erfolgte mittels PASW 18.0 und Excel 2003.

Ergebnisse: Durchschnittsalter der 107 Patienten (41 Frauen, 66Männer) 64,78±14,05 Jahre (24,3–87,1). Der durchschnittliche BMI lag bei 23,18±4,66kg/m2 (12,64–34,58). Es wurden Patienten von 11 Stationen eingeschlossen. Die Verteilung der Krankheitsbilder war wie folgt: 64,5% Tumorpatienten, 7,5% Lebererkrankungen, 13,0% Pankreaserkrankungen, 2,8% Nierenerkrankungen, 12,1% Sonstige. Der mittlere Kalorienbedarf lag bei 1539,35±590,78kcal/die (200–3150). Im Mittel wurden nur 77,7±71,86% (17,25–509,55%) der benötigten Energiemenge gedeckt. Eine Gabe von Vitaminen erfolgte nur in 37,4% bzw. 5,6% (Multivitaminpräparat bzw. Vitamin K), Spurenelemente wurden nur in 35,5% der Fälle substituiert. Die Auswertung ergab, dass lediglich 7,5% aller Patienten eine bedarfsdeckende Kalorienzufuhr (90–110% des Kalorienbedarfs) erhielten.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass trotz etabliertem Ernährungsteam die Versorgung parenteral ernährter Patienten nicht adäquat erfolgt. Zur infrastrukturellen Verbesserung im Sinne einer Qualitätskontrolle, sollten konsequent Schulungen der Mitarbeiter erfolgen, definierte und einfache Vorgaben hinsichtlich Zufuhr von Makro- und Mikronährstoffen durchgeführt werden. Zudem könnte durch Standardarbeitsanweisungen eine Qualitätssicherung erfolgen.