Aktuelle Ernährungsmedizin 2010; 35 - P2_1
DOI: 10.1055/s-0030-1254565

Ernährungsverhalten in Deutschland: Einflussfaktoren in ihrer Vernetzung

N Münkel 1, M Metz 1, E Hummel 1
  • 1Justus-Liebig-Universität Gießen, Institut für Ernährungswissenschaft, Arbeitsgemeinschaft Ernährungsökologie, Gießen, Germany

Das Ernährungsverhalten, ein entscheidender Faktor in der Entstehung ernährungsabhängiger Erkrankungen, stellt ein komplexes Wechselspiel von physiologischen, ökologischen, ökonomischen, psychologischen und soziokulturellen Determinanten dar.

Ziel einer studentischen Projektarbeit im WS 09/10 im Rahmen eines Mastermoduls der Arbeitsgruppe Ernährungsökologie der Universität Gießen war es, mithilfe der qualitativen Modellierungstechnik NutriMod (Nutrition-ecological modelling) die Vielzahl der Einflussfaktoren in ihrer Vernetzung zu erfassen und in einem Hyperlinkmodell darzustellen.

In Anlehnung an den ernährungsökologischen Ansatz mit den vier Dimensionen der Ernährung (Gesundheit, Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft) wurden Einflussfaktoren in 8 Untergruppen identifiziert: Natürliche Umwelt, Psychologie, Biologie, Ökonomie auf der Ebene von Unternehmen/Volks-/Weltwirtschaft und der privaten Haushalte, Kultur, Soziales sowie politische/gesetzliche Rahmenbedingungen. Hierzu wurde von Oktober 2009– Februar 2010 in themenspezifischen Datenbanken wissenschaftliche Literatur zum Ernährungsverhalten in Deutschland recherchiert. Zur Erstellung des Hyperlinkmodells und damit zur inhaltlichen Beschreibung der Einflussfaktoren sowie der Art und Richtung ihrer Zusammenhänge dienten schließlich >300 Quellen.

Das Hyperlinkmodell (http://www.uni-giessen.de/fbr09/nutr-ecol/lehre_master_projektEV) zeigt die Vielzahl der Einflussfaktoren auf einer stark aggregierten Ebene: zur Gewährleistung eines übersichtlichen Modells sind zusammengehörige Einflussfaktoren unter Oberbegriffe gefasst. Einige Faktoren können eindeutig einer der vier Dimensionen der Ernährung zugeordnet werden (im Modell farblich gekennzeichnet), andere sind dimensionsübergreifend. Die Art des Zusammenhangs ist im Modell als Kausalität oder statistische Korrelation eindeutig erkennbar.

Insgesamt bestätigt das Modell, dass das Ernährungsverhalten ein sehr komplexes Geschehen mit zahlreichen untereinander vernetzten Einflussfaktoren ist. Einige vermutete Zusammenhänge konnten nicht durch Literatur belegt werden, was weiteren Forschungsbedarf verdeutlicht.

NutriMod ermöglicht, die Vernetzung der vier Dimensionen der Ernährung in einem Hyperlinkmodell darzustellen, sodass das komplexe Geschehen erfassbar wird. Die Mehrdimensionalität des Themas verdeutlicht die Notwendigkeit für interdisziplinäre Herangehensweisen zur Verbesserung des Ernährungsverhaltens.