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DOI: 10.1055/s-0030-1251592
Endoskopie des oberen GI-Traktes bei morbider Adipositas
Einleitung: Die morbide Adipositas nimmt weltweit zu. Eine wirksame Therapie steht in den verschiedenen bariatrischen Prozeduren zur Verfügung. Bisher ist eine endoskopische Diagnostik des oberen GI-Traktes (OGIT) vor einer bariatrischen Prozedur kein Standard, da die meisten Patienten asymptomatisch bezüglich des OGIT sind. Daten zur Endoskopie des OGIT bei morbider Adipositas liegen bisher spärlich vor.
Methodik: Von Januar 2007 bis September 2008 wurden alle 69 ÖGDs, die im Rahmen der Tübinger Adipositas-Plattform ADIP bei morbid adipösen Patienten (26 ♂, 43 ♀; BMI 47,6±7,9kg/m2 [35,1–73,3]) durchgeführt wurden, prospektiv erfasst. Alle Untersuchungen erfolgten ambulant vor einer geplanten bariatrischen Prozedur. Die Standard-Sedierung erfolgte mit Propofol. 3 Patienten lehnten eine Sedierung ab, 1 Patient wurde primär in Allgemeinanästhesie untersucht (BMI 73,3kg/m2, SAS). Erfasst wurden die Propofoldosis, kritische Ereignisse während der Endoskopie (Aspiration, Hypoxämie, Hypotonie), die Dauer der Untersuchung sowie pathologische Befunde.
Ergebnisse: 50,7% (35/69) hatten einen DM, 21,7% (15/69) ein SAS als Begleiterkrankung. Nur 12 der 69 Patienten berichteten GERD-Symptome (17,4%). Die durchschnittliche Untersuchungsdauer betrug 20,3±9,3min [5–50], die Gesamtdauer der Prozedur (incl. Vor-/Nachbereitung) betrug 58,2±19min [20–120]. Die durchschnittliche Propofol-Dosis betrug 380±150mg [80–900]. Zwei Patienten (2,9%) hatten ein kritisches Ereignis, jeweils eine schwere Hypoxämie (SpO2 <60%), und erhielten notfallmäßig eine bronchoskopische intratracheale O2-Insufflation. 79,7% der Patienten (55/69) hatten mindestens einen pathologischen Befund im OGIT. Nur 11 dieser 55 Patienten (20%) hatten jedoch Beschwerden. 17 Patienten (24,6%) hatten Pathologien des Ösophagus (8 Reflux, 1 Barrett, 8 andere), 54 Patienten (78,2%) mind. 1 Pathologie des Magens (19 Hiatushernie, 25 Gastritis, 16 peptisches Ulcus, 12 andere) und 8 Patienten (11,6%) hatten Pathologien im Duodenum (2 Ulcus, 6 andere). Die Prävalenz für Helicobacter pylori betrug 8,7% (6/69).
Schlussfolgerung: Jeder Patient mit morbider Adipositas sollte vor einer bariatrischen Prozedur eine Endoskopie des OGIT erhalten, da etwa ⅔ der Patienten pathologische Befunde ohne entsprechende Symptome haben. Die Untersuchungen sind zwar zeitaufwendig, können aber sicher durchgeführt werden. Aufgrund von Begleiterkankungen wie DM oder SAS und des erheblichen Bedarfs an Sedierungsmedikation sollten die Untersuchungen jedoch in Anästhesiebereitschaft erfolgen.