Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P711
DOI: 10.1055/s-0029-1238804

Interosseus-posterior-Syndrom als seltene Manifestation einer Plexusneuritis

CM Wahl 1, RP Michler 1
  • 1Tromsø, Trondheim, N

Wir berichten über einen 45-jährigen Mann, der nach mehrtägigen intensiven und letztlich vorübergehenden Schmerzen im Bereich der linken Schulter und des linken Oberarmes eine subakute, hochgradige schlaffe Lähmung der Fingerstrecker linksseitig entwickelte.

Klinisch fand sich eine isolierte hochgradige Parese der Fingerextensoren bei normalen Reflexen und normaler Sensibilität.

Elektroneurografie und EMG bestätigten den klinischen Verdacht eines Interosseus-posterior-Syndromes mit florider Denervierung in den entsprechenden Muskeln. Ein cervikales MRT zeigte einen kleinen foraminalen Bandscheibenvorfall C6/7 linksseitig. Ein MRT des linken Unterarmes zeigte ein leichtes Oedem in den Unterarmextensoren, welches wir als inaktivitätsinduziert auffassten. Es ergaben sich keine Anhaltspunkte für eine mechanische Kompression des Nervens im Bereich des Unterarmes. Borrelien- und Vaskulitisserologie waren negativ.

In Anbetracht der typischen Anamnese und des fehlenden Nachweises einer Nervenkompression im MRT entschlossen wir uns unter der Diagnose einer atypischen neuralgischen Amyotrophie zu einem konservativ-abwartenden Vorgehen unter Verzicht auf eine operative Exploration des Nerven. Nach 24 Monaten kam es zu einer weitestgehenden Funktionsrestitution.

Das Interosseus-posterior-syndrom ist eine seltene Mononeuropathie im Bereich des Armes und es existieren nur wenige beschriebene Fälle eines Interosseus-posterior-syndromes als Folge einer Plexusneuritis. Unsere Kasuistik zeigt, dass bei typischer Anamnese und negativem MR-Befund ein konservatives Vorgehen gerechtfertigt erscheint. Wir halten es für gut möglich, dass ein Teil der unter dem Verdacht eines Nervenentrapments operativ explorierten Fälle eines Interosseus posterior-Syndromes auf eine neuralgische Amyotrophie mit eventuell atypischem Verlauf zurückzuführen ist.