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DOI: 10.1055/s-0029-1238642
Der pupillographische Schläfrigkeitstest bei neurologischen Erkrankungen
Fragestellung: Zahlreiche neurologische Erkrankungen wie M. Parkinson oder Epilepsien sind mit nicht erholsamem Schlaf und erhöhter Tagesschläfrigkeit assoziiert. Andere Erkrankungen wie MS induzieren zwar Fatigue, aber keine objektivierbar erhöhte Einschlafneigung. Aufgrund der komplexen Interaktionen von Grunderkrankung, Krankheitsfolgen und Medikationseffekten differieren subjektive Einschätzung und objektive Maße von Schläfrigkeit oft erheblich. Der pupillographische Schläfrigkeitstest (PST) ist ein effizientes und objektives Verfahren zur Bestimmung von Tagesschläfrigkeit, für neurologische Patienten unter naturalistischen Bedingungen liegen aber nur wenige Daten vor.
Methoden: Eine standardisierte Messung des pupillary unrest index PUI mit dem PST (AMTech GmbH, Dossenheim) wurde für 381 Patienten mit anamnestisch unerholsamem Schlaf/Tagesschläfrigkeit für 2003–2008 retrospektiv ausgewertet. Die Krankheitsbilder Borreliose, cerebrale Ischämien, Chronic Fatigue Syndrom, Depressionen, Epilepsien, M. Parkinson, Multiple Sklerose, primäre Insomnien, Restless legs Syndrom und Schlafapnoe wurden mittels nichtparametrischer Tests mit Normwerten (Wilhelm 2000) verglichen.
Ergebnisse: Insgesamt waren 11,3% der Patienten-Messwerte pathologisch, 22,3% auffällig und 66,4% normal. Der mittlere PUI (mm/min) war normal für M. Parkinson 4,45, Ischämien 5,02, RLS 5,05, CFS 5,97, MS 5,99, Schlafapnoe 6,19, aber auffällig für Borreliose 6,71, Epilepsien 7,37, Insomnien 6,81 und Depressionen 6,89 (Normkollektiv 4,45). Signifikante Differenzen des PUI konnten im Vergleich der Krankheitsbilder nicht gefunden werden. In den Gruppen Borreliose, Depressionen, Schlafapnoe, Insomnie und Epilepsie lag aber die Streuung des PUI mit Werten von über 10mm/min sehr hoch, teilweise wurden Maxima von 15mm/min erreicht.
Diskussion: Weitgehend unabhängig vom Krankheitsbild ist der PST neurologischer Patienten trotz nicht erholsamen Schlafs/Tagesschläfrigkeit häufig unauffällig. Patienten mit Borreliose, Depressionen und Epilepsie erreichen aber durchschnittlich auffällige, teilweise auch hoch pathologische PUI und erfordern daher spezielle schlafmedizinische Aufmerksamkeit.
Schlussfolgerung: Es ist anzunehmen, dass die genannten Krankheitsbilder einen schwachen Einfluss auf die Vigilanz am Tag zeigen. Der PST könnte sich zur Identifikation neurologischer Patienten mit nicht erholsamem Schlaf/Tagesschläfrigkeit eignen, die eine weiterführende schlafmedizinische Diagnostik benötigen.