Aktuelle Neurologie 2009; 36 - V410
DOI: 10.1055/s-0029-1238508

Wallersche Degeneration in der Pyramidenbahn nach paramedianem Ponsinfarkt: eine prospektive Verlaufsstudie

H Axer 1, D Gräßel 1, T Ringer 1, C Fitzek 1, S Fitzek 1, WA Kaiser 1, OW Witte 1
  • 1Jena, Jülich, Brandenburg/Havel, Berlin

Der paramediane Ponsinfarkt ist ein gutes Modell für eine Läsion der Pyramidenbahn ohne das Vorhandensein zusätzlicher sensibler Defizite. 11 Patienten mit akutem paramedianem Ponsinfarkt wurden prospektiv mittels 1,5 Tesla MRT untersucht. Alle Patienten wurden mittels MRT inklusive DTI (Diffusion tensor imaging) bei Aufnahme und 1 bis 3 mal im Verlauf bis zu einem Endpunkt zwischen 3 und 6 Monaten untersucht. Zusätzlich wurde der NIHSS, der Rankin-Score und die motorisch evozierten Potenziale (MEP) zu Beginn und zum Ende des Untersuchungszeitraums erfasst. Für jeden Patienten wurden die MRT-Datensätze im Zeitverlauf dreidimensional aufeinander ausgerichtet. Die Pyramidenbahnen auf der Seite der ischämischen Läsion und kontralateral dazu wurden distal der Ischämie anhand der farbkodierten FA-Karten segmentiert. Fraktionierte Anisotropie (FA), sowie axiale und radiale Diffusivität wurden in den markierten Pyramidenbahnen gemessen. 9 der 11 untersuchten Patienten entwickelten eine Wallersche Degeneration gemessen an einem FA-Abfall in der betroffenen Pyramidenbahn über die Zeit. Für alle Patienten mit degenerierter Pyramidenbahn zeigten sich ein kontinuierlicher Abfall des FA und ein kontinuierlicher Anstieg von axialer und radialer Diffusivität über die Zeit. Erstmalig detektierbar (mit einer statistisch signifikanten Differenz der FA-Werte in der betroffenen Pyramidenbahn im Vergleich zur gesunden Gegenseite) war eine Wallersche Degeneration nach 45 bis 150 Stunden. Darüber hinaus konnten signifikante Korrelationen zwischen verschiedenen DTI-Parametern und klinischen Scores gefunden werden (Rankin-Score bei Aufnahme, erster und letzter NIHSS) aber auch zu Parametern der MEP (Amplituden der ersten und letzten Arm-MEP, kortikale Latenz der ersten und letzten Bein-MEP, letzte CMCT zu den Beinen). Die Studie zeigt den klinisch wichtigen Zusammenhang zwischen motorischem Defizit, klinischer Erholung und Wallerscher Degeneration der Pyramidenbahn nach paramedianem Ponsinfarkt.