RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-0029-1238426
Der Effekt semantischer Verarbeitungstiefe auf die Gedächtnisleistung von Patienten nach selektiver Amygdalahippocampektomie
Fragestellung: Eine intensivere semantische Verarbeitung von Wörtern führt zu einer effektiveren Gedächtnisenkodierung (Verarbeitungstiefe-Effekt). Studien mit funktioneller Magnetresonanz- tomografie legen nahe, dass der linke ventrolaterale Präfrontal-Cortex und der linke Hippocampus diesen Effekt vermitteln. Wir untersuchten daher die Hypothese, dass Patienten mit linkshippocampaler Schädigung einen verminderten Verarbeitungstiefe-Effekt aufweisen.
Methoden: Patienten nach linksseitiger (N=11) und rechtsseitiger (N=9) epilepsiechirurgischer selektiver Amygdalahippocampektomie (SAH) und eine Kontrollgruppe ohne neurologische Vorerkrankungen (N=9) bearbeiteten jeweils 40 Wörter unter einer nicht-semantischen und zwei semantischen Aufgaben (lebend-nicht lebend Entscheidung, Größenvergleich). Anschließend erfolgte ein nicht angekündigter Gedächtnistest für diese Wörter.
Ergebnisse: Es zeigten sich signifikante Effekte der Aufgabe (P<0,001) und der Gruppe (P=0,001) auf die Gedächtnisleistung sowie ein signifikanter Interaktionseffekt zwischen Gruppe und Aufgabe (P=0,008). Patienten nach linksseitiger SAH zeigten insgesamt die schwächste Gedächtnisleistung und profitierten signifikant weniger von der Größenvergleichs-Aufgabe als die beiden anderen Gruppen.
Schlussfolgerungen: Eine linksseitige aber nicht eine rechtsseitige hippocampale Schädigung führt zu einer verminderten Gedächtnissteigerung durch tiefe semantische Verarbeitung von Wörtern. Semantische Elaboration stellt bei diesen Patienten daher möglicherweise eine weniger effektive Methode zur Gedächtnisrehabilitation dar.