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DOI: 10.1055/s-0029-1238365
Dissoziation von kalorischer Erregbarkeit und Kopf-Impuls-Test bei einer zentral-vestibulären Läsion
Peripher vestibuläre Defizite lassen sich mit dem Kopf-Impuls-Test und der kalorischen Testung quantifizieren. Während der erste Test den Vestibulo-oculären Reflex (VOR) mit hohen Stimulusfrequenzen untersucht, testet der zweite Test den VOR mit niedrigen Stimulusfrequenzen. Häufig zeigen beide vestibulären Tests im Stadium der akuten vestibulären Dysfunktion dasselbe Ergebnis, die Sensitivität für die vestibuläre Läsion kann jedoch jedoch auch differieren. Eine solche Dissoziation wurde bei peripher vestibulären Erkrankungen gezeigt. In unserer Studie stellen wir eine solche Dissoziation bei einem Patienten mit einer zentral vestibulären Läsionen vor.
Ein 26-jähriger Mann stellte sich mit akutem Drehschwindel, Übelkeit, Erbrechen und einer Gangataxie bei uns vor. Die klinische Untersuchung ergab einen nach links schlagenden, rotierenden Spontannystagmus, einen horizontalen Blickrichtungsnystagmus, eine horizontale beidseitige Sakkadenhypometrie und eine Hypästhesie und Thermhypästhesie im Versorgungsgebiet des dritten Astes des N. trigeminus links. Der klinische Kopfimpuls-Test war unauffällig. Die kraniale MRT zeigte eine demyelinisierende Läsion im rechten kaudalen dorsolateralen Pons mit Beteiligung der Vestibulariskerne
Die vestibuläre Testung umfasste vestibuläre-evozierte Potentiale, die subjektive visuelle Vertikale und die kalorische Testung. Die kalorische Untererregbarkeit wurde mit der Formal nach Jongkees berechnet. Der Kopf-Impuls-Test wurde nach schriftlicher Aufklärung mit der skleralen Magnetspulentechnik (Remmel Labs, Maryland, USA; Skalar, Delft, the Netherlands) gemessen und das Verhältnis der Kopf- zur Augengeschwindigkeit als Gain quantifiziert.
Die kalorische Testung zeigte eine deutliche Untererregbarkeit von 49% rechts, während der Kopfimpulstest eine beidseits einen Gain von 0,76±0,14 für den rechten und 0,68±0,19 für den linken horizontalen Bogengang zeigte, der sich nicht signifikante von den Gain der Kontrollen (0,85±0,09) unterschied. Die SVV war mit 4 Grad nach rechts verkippt, die vestibulär-evozierten Potentiale unauffällig.
Diese Studie zeigt eine deutliche kalorische Untererregbarkeit bei einer umschriebenen zentralen Hirnstammläsion der Vestibulariskerne bei normaler Antwort beim Kopfimpulstest. Obwohl er oftmals den Goldstandard in der Diagnostik vestibulärer Bogengangsstörungen darstellt, ist der Kopf-Impuls-Test somit komplementär zur kalorischen Erregbarkeit zu sehen; er ersetzt diese aber nicht.