Rehabilitation (Stuttg) 2008; 47(6): 334-342
DOI: 10.1055/s-0028-1102949
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Leitlinie für die Rehabilitation von Patientinnen mit Brustkrebs aus der Perspektive der Einrichtungen – Ergebnisse einer Anwenderbefragung zur Akzeptanz und Praktikabilität der Pilotversion

Practice Guideline for Breast Cancer Rehabilitation from the Perspective of the Rehabilitation Centres: Findings of a User Survey on Acceptance and Practicability of the Pilot VersionM. Winnefeld 1 , S. Brüggemann 1
  • 1Deutsche Rentenversicherung Bund, Bereich 0420 – Reha-Wissenschaften, Berlin
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
15. Dezember 2008 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Die Pilotphase zur Einführung der Reha-Leitlinie für Patientinnen mit Brustkrebs der Deutschen Rentenversicherung wurde mit einer Anwenderbefragung begleitet, die den onkologischen Rehabilitationseinrichtungen Gelegenheit gab, die neue Leitlinie zu kommentieren und Änderungen anzuregen.

Methodik: In der zweiten Hälfte des Jahres 2007 wurden insgesamt 57 onkologische Rehabilitationseinrichtungen angeschrieben, die pro Jahr mehr als 50 Patientinnen der Deutschen Rentenversicherung Bund mit der Diagnose Brustkrebs (ICD-10: C50) behandelten. Mit dem Fragebogen erhielt jede Einrichtung eine Rückmeldung ihrer Leistungsdaten 2006 nach der Klassifikation therapeutischer Leistungen (KTL), die nach einem neu entwickelten, leitlinienbasierten Konzept erstellt ist und die eine Einschätzung der Leitlinienadhärenz ermöglicht. Der weitgehend standardisierte Fragebogen berücksichtigt u. a. die Themen: Leitlinienqualität, Verständlichkeit und Akzeptanz der Leitlinie, Bewertung der Ergebnisrückmeldung, Gründe für ein Abweichen von den Vorgaben. Insgesamt liegen Rückmeldungen von 40 Einrichtungen (Rücklaufquote 70%) vor, die in die deskriptive statistische Analyse einbezogen werden konnten.

Ergebnisse: Die Reha-Leitlinie Brustkrebs erfüllt die Qualitätsmerkmale „Wissenschaftliche Fundierung (Evidenz)”, „Relevanz für die tägliche Arbeit”, „Aktualität” sowie „Inter- und multidisziplinäre Erstellung” nach Ansicht der überwiegenden Anzahl der befragten Einrichtungen. Zwischen 75% und 95% sehen diese Kriterien als erfüllt an. Der Umfang der Leitlinie ist für 65% „angemessen” und Aufbau bzw. Übersichtlichkeit werden überwiegend als „eher bis sehr strukturiert” bewertet. Die einzelnen Leitlinienkapitel und Abschnitte zu den evidenzbasierten Therapiemodulen (ETM) sind für 68% bis 100% „eher bis sehr verständlich”. Ausführlichere Informationen werden insbesondere zu den Themen „Darstellung des methodischen Vorgehens”, „Informationen zur Integration der Leitlinie in das Qualitätssicherungsprogramm”, „Geltungsbereich” und „Mindestanteil entsprechend zu behandelnder Rehabilitandinnen” gewünscht. Zwischen 70% und 85% sind der Meinung, dass die vorgeschlagenen KTL-Codes zur Verschlüsselung der leitlinienorientierten Therapie die therapeutischen Inhalte der ETM angemessen abbilden. Den Leitlinienanforderungen hinsichtlich des Mindestanteils entsprechend zu behandelnder Rehabilitandinnen stimmen je nach ETM zwischen 20% und 68% zu. In 7 von insgesamt 15 ETM halten über die Hälfte der Befragten die Anforderungen für „angemessen”. Als Hauptgründe für das Nichterreichen der Leitlinienanforderungen im Jahr 2006 werden am häufigsten KTL-Verschlüsselungsprobleme, aber auch zu hohe Therapieanforderungen und Personalmangel genannt. Mit der Einführung der Leitlinie Brustkrebs verbinden die Rehabilitationseinrichtungen sowohl positive als auch negative Erwartungen.

Diskussion: Im Zentrum der Diskussion stehen die normativen Vorgaben zum Mindestanteil entsprechend zu behandelnder Rehabilitandinnen, der aus Sicht der befragten onkologischen Rehabilitationseinrichtungen in etlichen ETM zu hoch ist. Allerdings werden zum Teil sehr unterschiedliche Vorschläge zu den Therapieanforderungen formuliert. Probleme mit der KTL-Verschlüsselung sollten nicht überbewertet werden, da sich bisher vorliegende KTL-Auswertungen auf einen Zeitraum vor Publikation der Leitlinie und vor Einführung der KTL 2007 beziehen.

Fazit: Nach Abschluss der Pilotphase wird die Leitlinie überarbeitet. Wo inhaltlich begründet und erforderlich, können sich Anpassungen der Therapieanforderungen ergeben. Die Ergebnisse der Anwenderbefragung sind eine wichtige Grundlage hierfür. Aus Sicht der Deutschen Rentenversicherung ist die Leitlinie Brustkrebs eine wichtige Ergänzung der Reha-Qualitätssicherung, die sich nach den Befragungsergebnissen als grundsätzlich akzeptiert und umsetzbar darstellt.

Abstract

Background: The pilot phase of the rehabilitation guideline for patients with breast cancer of the German Pension Fund was accompanied by a user survey. This survey allowed oncological rehabilitation centres to comment on the guideline and to suggest changes.

Methods: In the autumn of 2007 a total of 57 oncological rehabilitation centres treating a minimum of 50 patients with breast cancer (ICD-10: C50) annually were contacted with a written survey. The questionnaire was accompanied by an overview of performance data according to the KTL (Classification of Therapeutic Procedures) from 2006 allowing to determine the degree of adherence to the guideline's requirements.

Results: Between 75% and 95% of the respondents agree that the rehabilitation guideline for breast cancer fulfils the quality attributes “scientific foundation (evidence)”, “relevance for day-to-day work”, “up-to-dateness”, and “inter- and multidisciplinary development”. 65% consider the guideline's comprehensiveness as “adequate” and structure and clarity as “rather to very structured”. The individual chapters and treatment modules are “rather to very comprehensible” for 68% to 100%. Further information is needed especially with regard to “methodological overview”, “information on the guideline's integration into the Pension Insurance's quality assurance programme”, “scope” and “minimum percentage of patients requiring such treatment”. Between 70% and 85% consider the KTL codes suggested to sufficiently represent the therapeutic contents of the treatment modules. 20% to 68% agree with the guideline's requirements regarding the “minimum percentage of patients requiring such treatment”. In 7 of a total of 15 treatment modules the requirements are considered “adequate”. The main reasons for insufficient adherence to the guideline's requirements are coding problems, as well as a high treatment volume and shortage of staff. The implementation of the guideline for the rehabilitation of patients with breast cancer raises positive and negative expectations.

Discussion: The discussion centers around the normative standards regarding the minimum percentage of patients requiring such treatment that is considered too high in many modules. However, suggestions to alter the treatment requirements are at times quite heterogeneous. Coding problems should not be overrated as the performance data so far available date back to a period prior to introduction of the new KTL 2007.

Conclusion: At the end of the pilot phase the guideline will be revised where necessary, taking the rehabilitation centres’ feedback into account. The Pension Insurance considers the guideline for the rehabilitation of patients with breast cancer an important addition to the quality assurance programme. According to the survey's results the guideline is generally accepted and realisable.

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