Z Sex Forsch 2009; 22(2): 97-120
DOI: 10.1055/s-0028-1098931
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag Stuttgart ˙ New York

Sexuelle Erfahrungen und Beziehungen adoleszenter Frauen

Qualitative Interviews mit 60 Teenagern, die ungewollt schwanger wurdenSilja Matthiesen, Gunter Schmidt
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Publication Date:
19 June 2009 (online)

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Übersicht:

Angesichts einer zunehmenden öffentlichen Sorge über anomische sexuelle Verhältnisse bei Jugendlichen gehen die Autoren der Frage nach, wie Jugendliche gegenwärtig Sexualität und Beziehungen organisieren und welche Wert- und Idealvorstellungen sie dabei leiten. Interviewt wurden 60 Frauen unter 18 Jahren, die ungewollt schwanger geworden ­waren und sich für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden hatten. Die jungen Frauen berichten über eine hohe Dichte an festen Beziehungen seit der Pubertät. Sie organisieren ihre Sexualität ganz vorwiegend in festen, wenn oft auch kurzen monogamen Beziehungen. Serielle Beziehungsmuster herrschen vor – zwar nicht als Ideal, wohl aber als akzeptierte Praxis. Sexualität und Liebesbeziehungen validieren sich in der Vorstellung der Befragten gegenseitig, was dazu führt, dass Jugendliche in der Regel sehr bald nach dem Beginn einer Beziehung miteinander schlafen. Die Wertvorstellungen der jungen Frauen sind eher konventionell: Sexualität und Liebe gehören zusammen; Treue ist wünschenswert, ja notwendig, allerdings weniger aus moralischen denn aus lebenspraktischen Erwägungen. Ausgeprägt sind der Anspruch auf gleiche sexuelle Rechte und Optionen von Frauen und das Selbstbewusstsein, mit dem egalitäre Sexualformen durchgesetzt werden.