Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P796
DOI: 10.1055/s-0028-1087050

Detektion der Interferon-gamma und Interferon-beta Expression in peripheren Leukozyten als möglicher Marker für das Ansprechen auf eine Interferon-Basistherapie

C Dornes 1, T Thomas 1, K Retzlaff 1, M Kaps 1, P Oschmann 1
  • 1Gießen

Fragestellung: In der Behandlung der schubförmig remittierenden Multiplen Sklerose (RRMS) werden Interferon-beta (IFNb) Präparate als Basistherapeutika eingesetzt. Zahlreiche klinische Studien konnten zeigen, dass es unter einer IFNb-Therapie zu einer Verlangsamung der Krankheitsprogression sowie zu einer Reduktion der Schubrate kommt. Bei manchen Patienten verläuft die Erkrankung allerdings trotz IFNb Gabe weiterhin progredient. Erst nach einer Dosiserhöhung stellt sich bei diesen Patienten der gewünschte Therapieeffekt ein. Ziel dieser Arbeit war es zu klären, ob sich eine Dosis-Wirkungs-Beziehung und somit ein Ansprechen auf eine IFNb-Therapie immunologisch detektieren lässt.

Methoden: Im Abstand von drei Monaten wurden insgesamt 50 Patienten (16 untherapiert, 17 Rebif 22µg, 17 Rebif 22/44µg) Blutproben über einen Zeitraum von einem bzw. zwei Jahren (ein Jahr vor und nach Dosiserhöhung) entnommen und mittels Real-Time PCR die Expression folgender immunologischer Parameter bestimmt: Tumor Nekrose Faktor Rezeptor (TNFR) 1 und 2, Interleukin 4, IFNb, IFN-gamma (IFNg) und Porphobillinogen-Desaminase (PBGD) als endogener Standard. Ebenso wurde die Anzahl an Schüben pro Jahr vor und während der Therapie ermittelt.

Ergebnisse: In den IFN-behandelten Kollektiven konnte neun Monate nach Therapiebeginn bzw. Dosiserhöhung ein signifikant erhöhtes Level an IFNg detektiert werden (p<0,05). Bereits nach drei Monaten war das endogene IFNb in diesen Kollektiven erhöht, wobei sich eine statistische Signifikanz 6 und 9 Monate nach Dosiserhöhung ergab (p<0,05 und p<0,01). Alle anderen immunologischen Parameter waren statistisch unauffällig.

Die mittlere Schubrate stieg bei der Kontrollgruppe von 0 auf 0,125 und fiel bei Rebif22-therapierten Patienten von 0,235 auf 0,177. In dem Eskalationskollektiv stieg die mittlere Schubrate während der Rebif 22µg Gabe von 0,118 auf 0,235 an und fiel nach Dosiserhöhung auf 0,117 ab.

Schlussfolgerung: Ein Ansprechen auf eine IFNb-Therapie ermittelt durch den Rückgang der mittleren Schubrate korrelierte mit einer erhöhten Produktion an IFNg und IFNb in peripheren Leukozyten. Somit könnte in Zukunft eine Bestimmung des mRNA Levels dieser beiden Zytokine, z.B. neun Monate nach IFNb-Gabe, als Marker für das Ansprechen auf eine Therapie darstellen und zur Unterscheidung von Responder und Nonresponder dienen.