Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P794
DOI: 10.1055/s-0028-1087048

Krankheitsbewältigung von MS-Patienten im ersten Jahr nach Diagnose in Abhängigkeit vom Wissen über die Erkrankung

A Kunkel 1, A Apel-Neu 1, R Deppe 1, J Faiss 1, F Hoffmann 1, T Klauer 1, W Köhler 1, J Lippert 1, E.M Martin 1, H Schilling 1, C Tiffert 1, K Voigt 1, U.K Zettl 1, J.H Faiss 1
  • 1Teupitz, Rostock, Halle, Wermsdorf

Einleitung und Fragestellung: Die Aufklärung Multiple Skerose betroffener Patienten unterliegt auch in der heutigen Zeit deutlichen Qualitätsunterschieden. Die ärztlichen Gespräche reichen von einem kurzen Visitenkontakt bis hin zu mehrstündigen Aufklärungsgesprächen unter Einbezug der MS-Nurse. Vor allem nach der Diagnosestellung erweist sich eine sensible, einfühlsame und engmaschige Betreuung der Patienten als wichtig, um die Krankheitsbewältigung positiv zu beeinflussen und die Compliance zu stärken.

Die hier vorgestellte Untersuchung befasste sich mit der Frage der Auswirkung einer standardisierten Aufklärung von MS-Patienten auf die Lebensqualität und Copingstrategien im Verlauf des ersten Jahres nach Diagnosestellung.

Methode: Die multizentrische Untersuchungsstichprobe umfasste 29 MS-Patienten, (weiblich=22, männlich=7) im mittleren Alter von 33,9 Jahren und einer durchschnittlichen Erkrankungszeit von 9,7 Monaten (schubförmiger Verlauf=28, primär chronisch-progredienten Verlauf=1). Entsprechend des klinischen Alltags erfolgte die Aufklärung der Patienten durch ein ausführliches Gespräch. Ergänzend wurde Literatur zur Erkrankung ausgehändigt. Nach 3 Monaten konnten in einer weiteren Sitzung offene Fragen geklärt werden. Vor dem Aufklärungsgespräch und nach 3 Monaten wurden über eine standardisierte schriftliche Befragung Aspekte der Lebensqualität (SF-36) und Krankheitsbewältigung (Copingsskala – CMSS; MS-Selbstmanagement-Skala), erhaltener und geleisteter Unterstützung (ISU-DYA), Depressivität (ADS-L) und Fatigue (WEIMUS) erfasst.

Resultate: Nach bisherigen Auswertungen kann ein Trend zu rückläufigen Krankheitsbewältigungsstrategien gemessen mit der MS- Selbstmanagement- Skala im Vergleich beider Untersuchungszeitpunkte (t(15)=1,89, p=,07) festgestellt werden. Keine signifikanten Unterschiede zeigen sich bei Depressivität (t(15)=0,53, p=,60) und Fatigue.

Schlussfolgerungen:Über den Zeitraum von 3 Monaten zeigten sich bei den Patienten zunehmende Probleme in der aktiven Auseinandersetzung mit der MS, eine rückläufige Selbstwirksamkeit und Probleme bei der Entwicklung adäquater Copingstrategien. Für den klinischen Alltag wäre vor diesem Hintergrund eine engmaschige Betreuung der MS-Patienten durch ein standardisiertes Krankheitsbewältigungstraining wünschenswert, um den Prozess der aktiven Auseinandersetzung mit der Krankheit positiv zu beeinflussen.