Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P789
DOI: 10.1055/s-0028-1087043

Immunmodulatorische Basistherapie der schubförmigen Multiplen Sklerose – Analyse der derzeitigen Versorgungssituation in Deutschland

M Mäurer 1, W.G Elias 1, S Ries 1, G Reifschneider 1, S Windhagen 1, W Käfferlein 1, G Niemczyk 1, P Schicklmaier 1, C Wernsdörfer 1, S Schwab 1
  • 1Studiengruppe TYPIC

Hintergrund und Fragestellung: Seit mehr als einem Jahrzehnt stehen mit den Interferon-beta Präparaten und mit Glatitrameacetat GLAT wirksame Medikamente zur Verfügung, die nach den Ergebnissen ihrer Zulassungsstudien den Krankheitsverlauf der Multiplen Sklerose MS nachhaltig positiv beeinflussen können. Die vorliegende Querschnittsuntersuchung soll die Wirksamkeit von immunmodulatorischen Basistherapeutika in der Therapie der schubförmigremittierenden MS RRMS bei einer großen Kohorte unter Praxisbedingungen ermitteln und damit die derzeitige Versorgungssituation von Patienten mit RRMS darstellen.

Methoden: Es wurden Daten von 5438 MS Patienten aus über 400 Versorgungseinrichtungen retrospektiv analysiert. Eingeschlossen wurden nur RRMS-Patienten mit s; die innerhalb der letzten 12 Monate entweder mit IFN-b-Präparaten, GLAT oder keiner Immuntherapie behandelt wurden. Neben demographischen Daten wurden Daten zur Vorbehandlung, der Behinderung gemessen an der EDSS, der Schubzahl und wesentlichen MRT-Parametern (T1 aktive Herde, T2 Läsionslast) erhoben.

Ergebnisse: Das mittlere Alter der Patienten war 41 Jahre. 73% der Patienten war weiblich, die mittlere Erkrankungsdauer lag bei 8,9 Jahren. 81,3% der Patienten wurden innerhalb der letzten 12 Monate mit immunmodulatorischen Basistherapeutika behandelt. Erfreulicherweise waren von diesen behandelten Patienten 64% schubfrei, 36% erlitten jedoch ≥ einen Schub innerhalb des letzten Jahres und zeigten somit weitere Krankheitsaktivität trotz Therapie. Ähnliche Ergebnisse zeigte auch die Analyse der MRT-Daten, die bei 2382 Patienten möglich war. HKnapp ein Drittel der behandelten Patienten (27,5%) wies ≥ eine Gadolinium-aufn. Läsion auf. Wie erwartet ergab sich eine positive Korrelation zwischen Nachweis aktiver Läsionen in der MRT und klinischer Instabilität.

Schlussfolgerungen: Obwohl die immunmodulatorischen Behandlungen angesichts der Daten als effiziente Behandlungsmöglichkeit der RRMS bestätigt wurden, zeigt die Analyse, dass in etwa bei einem Drittel der behandelten Patienten weiterhin klinische und paraklinische Krankheitsaktivität besteht und somit Basistherapeutika nicht ausreichend sind, um diese Aktivität zu kontrollieren. Mit Blick auf die gegenwärtigen Empfehlungen die MS frühzeitig und effektiv zu behandeln, scheinen ca. 30% der RRMS Patienten Eskalationsstrategien zu benötigen, deren Wirksamkeit über die von Interferonen und GLAT hinaus geht, um ihre Erkrankung ausreichend zu kontrollieren.