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DOI: 10.1055/s-0028-1086984
Neuropathischer brachioradialer Pruritus
Hintergrund: Pruritus ist als häufiges Symptom dermatologischer Erkrankungen bekannt, kann aber auch Manifestation einer neurologischen Grunderkrankung sein, welche mit einer Affektion des Nervensystems ohne eine Hauterkrankung oder -irritation einhergeht. Diese neuropathische Form des Pruritus tritt entweder in Kombination mit neuropathischen Schmerzen oder unabhängig davon auf.
Vorgestellt wird eine 64-jährige Patientin, welche seit 2 Jahren an Juckreiz leidet sowie Brennschmerzen und intermittierenden Parästhesien innerhalb des Innervationsgebietes des rechten 6. Zervikalnervs. Es sind keine dermatologischen Grunderkrankungen, keine lang anhaltende Sonnenexposition, kein Trauma der betroffenen Extremität oder des Myelons oder ein familiärer Pruritus bekannt.
Methoden: Quantitativ sensorische Testung (QST) entsprechend des Protokolls des Deutschen Forschungsverbunds Neuropathischer Schmerz, Laser-Doppler-Scanner-Bild der Haut, MRT des zervikalen Myelons.
Ergebnisse: Aufgrund des Kratzens zeigt sich ein chronisches Ekzem und eine erhöhte Hautdurchblutung (Laser-Doppler-Scanner) in dem vom Pruritus betroffenen Areal; die klinischen Untersuchung ergab kein fokal-neurologisches Defizit; in der QST zeigte sich eine gestörte Funktion der A-Faser-Afferenzen sowie eine mechanische und thermische Hyperalgesie. In der MRT zeigt sich eine Kompression der rechten Zervikalwurzel C6 durch einen Bandscheibenvorfall.
Schlussfolgerung: Es liegt ein brachioradialer Pruritus (BRP) vor, hervorgerufen durch einen Bandscheibenvorfall. Die Patientin unterzog sich einer ventralen spinalen Fusion mit Cage-Implantation, welche zu einem vollständigen Rückgang der Beschwerden und einer Normalisierung der QST-Parameter führte sowie einem Aussetzen der symptomatischen Therapie mit Gabapentin.
Für die Pathophysiologie des BRP werden zwei unterschiedliche Mechanismen diskutiert, zum einen die Exposition gegenüber UV-Licht und zum anderen eine Neuropathie als zugrunde liegende Ursache. Daher sollte für eine optimale Behandlung sowohl ein gründliche dermatologische als auch neurologische Aufarbeitung erfolgen, einschließlich der Suche nach einer korrespondierenden Läsion im Bereich des peripheren oder zentralen Nervensystems.
Unterstützt durch: das BMBF (DFNS,01 EM 0504) und einen unrestricted educational grant von Pfizer Deutschland.