Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P723
DOI: 10.1055/s-0028-1086977

INFINOH – Infratentorieller intrazisternaler obstruktiver Hydrocephalus. Ein „neuer“ Subtyp des kommunizierenden Hydrocephalus

U Kehler 1, B Eckert 1
  • 1Hamburg

Die endoskopische Hydrocephalusbehandlung ist wegen der geringeren Komplikationsraten und Wiederherstellung der physiologischen Liquorresorption der Shunt-/Ventilableitung vorzuziehen. Die Endoskopie war jedoch beim kommunizierenden Hydrocephalus (definiert durch eine offene Verbindung zwischen Ventrikelsystem und Subarachnoidalraum) bisher kontraindiziert. Wir haben einen Subtyp des kommunizierenden Hydrocephalus mit infratentoriellen subarachnoidalen Verschluss gefunden, der dennoch erfolgreich endoskopisch behandelt werden kann. Die kernspintomographischen Zeichen als auch die Ergebnisse der endoskopischen Behandlung dieses Subtyps werden beschrieben.

Methoden: Die Kernspintomographie beim INFINOH zeigt a, einen zur Basis vorgewölbten Boden des 3. Ventrikels und b, eine Größendiskrepanz der vergrößerten Cisterna magna zur eher kleinen oder normalen präpontinen Zisterne. Wir fanden bei 26 Patienten diese Zeichen und fassten die intraoperativen Beobachtungen (vernarbte präpontine Zisterne, rigider Boden) sowie die klinischen Verläufe zusammen. Patienten, von denen noch keine 3 Monats- Nachuntersuchungen vorlagen, wurden von der Auswertung ausgeschlossen. Das Follow-up wurde beendet, wenn eine Ventil/Shuntoperation notwendig wurde. Damit kamen noch 22 Patienten mit einem INFINOH zur Auswertung. Das Follow-up betrug 17 Monate im Mittel (0–126 Monate). In 3 Fällen wurde eine lumbale intrathekale Gadolineumapplikation zur Diagnostik der infratentoriellen intrazisternalen Obstruktion verabreicht.

Ergebnisse: Die Symptomatik der 22 Patienten entsprach der eines chronischen Hydrocephalus. 10 Patienten konnten aufgrund von Klinik und Vorgeschichte nicht von einem ideopathischen Normaldruckhydrocephalus unterschieden werden. Jeweils in 12 Fällen waren der Boden des 3. Ventrikels sehr fest und die präpontine Zisterne sehr vernarbt. In den 3 Fällen mit intrathekaler GD-Gabe war eine deutlich verzögerte Liquorpassage in den supratentoriellen Subarachnoidalraum zu sehen. 14 der 22 Patienten (64%) besserten sich klinisch nach endoskopischer Behandlung und blieben shuntfrei.

Schlussfolgerungen: Die Erfolgsquote von 64% unterstützt die Theorie des INFINOH. Ein weiteres Studium der Bildgebung und Pathophysiologie muss noch mehr Klarheit in die Diagnostik und damit Therapieentscheidung bringen. Eine bessere Patientenselektion für die entsprechenden Operationsverfahren könnte dadurch realisiert werden.