Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P718
DOI: 10.1055/s-0028-1086972

Duplexsonografische Diagnose der Arteriitis cranialis versus Biopsie: drei Fallberichte

K Kesper 1, M Abele 1, C Kornblum 1
  • 1Bonn

Hintergrund: Die Arteriitis cranialis ist eine der häufigsten Vaskulitiden des Erwachsenenalters. Die Diagnosestellung erfolgt in der Regel anhand der vom American College of Rheumatology (ACR) 1990 festgelegten Kriterien. Die farbkodierte Duplexsonographie der Arteria temporalis superficialis hat zunehmend Bedeutung in der Diagnosestellung der Arteriitis cranialis. Hauptkennzeichen ist der Nachweis einer echoarmen, ödematös-entzündlichen Wandverdickung („Halo“) der A. temporalis superficialis.

Zielsetzung: Vergleich der farbkodierten Duplexsonographie mit der Biopsie der A. temporalis superficialis.

Patienten und Methoden: Untersucht wurden drei Patientinnen, 86, 79 und 77 Jahre alt, mit Verdacht auf das Vorliegen einer Arteriitis cranialis nach ACR-Kriterien. Bei allen Patientinnen wurde 2–3 Tage nach Beginn einer Cortisontherapie (1mg/kg KG/d) eine farbkodierte Duplexsonographie der A. temporalis superficialis bds. durchgeführt (Siemens Acuson Antares, linear array Schallkopf VFX 13–5 mit 5–13MHz Sendefrequenz, Fokus 3–5mm). Eine Biopsie der A. temporalis superficialis wurde 4–7 Tage nach Beginn der Cortisontherapie durchgeführt.

Ergebnisse: Alle Patientinnen wiesen eine deutlich erhöhte BSG sowie eine Sehverschlechterung auf einem Auge auf. Bei zwei Patientinnen bestanden zusätzlich Kopfschmerzen. Die A. temporalis superficialis zeigte in der farbkodierten Duplexsonographie in Fall 1 einseitig, in Fall 2 und 3 beidseits einen sog. „Halo“ in Form einer echoarmen Wandverdickung. In Fall 1 zeigte sich zusätzlich im Hauptstamm der A. temporalis links ein Widerstandsprofil als möglicher Hinweis auf eine nachgeschaltete, nicht direkt beschallbare Gefäßstenose. In der Biopsie bestätigte sich der Verdacht einer Arteriitis cranialis in Fall 2, in Fall 3 zeigte sich ein lymphozytäres Wandinfiltrat ohne Nachweis von Riesenzellen, Fall 1 ergab einen negativen Biopsiebefund. Mögliche Gründe hierfür können die Anbehandlung mit Cortison oder ein jeweils segmentaler Befall des Gefäßes sein. Unsere Fallberichte verdeutlichen, dass der farbkodierten Duplexsonographie der A. temporalis ein hoher Stellenwert als nicht-invasives diagnostisches Verfahren bei klinischem Verdacht auf das Vorliegen einer Arteriitis temporalis zukommt. Insbesondere im Falle einer bereits vor der Biopsie begonnenen Cortisontherapie, wie es im klinischen Alltag häufig vorkommt, kann die hochauflösende farbkodierte Duplexsonographie der Biopsie sogar überlegen sein.