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DOI: 10.1055/s-0028-1086942
Einnahme von mehreren Wirkstoffen in freier oder fixer Kombination sowie ein zunehmender Anstieg der Attackenfrequenz sind wesentliche Risikofaktoren für Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch als Komplikation der Migränetherapie
Fragestellung: Kopfschmerzmedikamente sind mit großem Abstand in Deutschland die am häufigsten verwendeten Arzneimittel. Als Komplikation der Migränetherapie kann sich ein Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch einstellen. In dieser Studie sollte analysiert werden, welche Wirkstoffe von Migränepatienten eingenommen wurden, die zu einer stationären Behandlung dieser Komplikation eingewiesen wurden.
Methoden: Für die Studie wurden 160 Patienten der Schmerzklinik Kiel in der Reihenfolge der Einweisung zur stationären Behandlung ausgewertet. Die Patienten unterteilten sich in 121 Frauen und 39Männer. Ihr Alter lag zwischen 18 und 80 Jahren, durchschnittlich waren sie 47 Jahre alt. Die Diagnosen der primären Kopfschmerzen unterteilten sie wie folgt: 6,9% Migräne mit Aura, 74,3% Migräne ohne Aura, 18,8% mit und ohne Aura. Zur Verlaufsanalyse wurden folgende Datenquellen benutzt: standardisierter Schmerzfragebogen, standardisierte Anamnese, prospektives Schmerztagebuch und Behandlungsdokumentation.
Ergebnisse: Durchschnittlich nehmen die Patienten vor der Aufnahme zur Akuttherapie vier verschiedene Wirkstoffe ein. Dieses können mehrere Monoanalgetika oder fixe Schmerzmittelmischpräparate sein. Die meisten Patienten verwenden drei Wirkstoffe. In einigen Fällen kommt es aber zu einer Einnahme von bis zu 16 verschiedenen Wirkstoffen und einer Einnahme von bis zu 30 Einzeldosierungen pro Tag. Die Anzahl der eingenommenen Wirkstoffe wird im Therapieverlauf immer weiter gesteigert. Akutmedikamente werden von den betroffenen Patienten an durchschnittlich 15 Tagen im Monat eingenommen. Rund 20% aller Patienten nimmt Schmerzmittel an mehr als 26 Tagen pro Monat ein. Durchschnittlich nehmen die Patienten vier verschiedene Wirkstoffe ein. Die häufigste verwendete psychotrope Substanz als Kombinationspartner ist Coffein. Die meisten Patienten kombinieren bis zu drei Wirkstoffe, entweder als die Kombination von Monoanalgetika oder als fixe Schmerzmittelmischpräparate. 88,4% der Betroffenen nehmen zwei oder mehr aktive Wirkstoffe ein. Monopräparate finden sich nur im Ausnahmefall als Ursache eines Kopfschmerzes bei Medikamentenübergebrauch: 3% ASS, 2% Paracetamol und 1% Ibuprofen.
Schlussfolgerung: Als wichtigste Risikofaktoren für die Entwicklung eines Kopfschmerzes bei Medikamentenübergebrauch als Komplikation der Migränetherapie finden sich die Einnahme von mehreren Wirkstoffen in freier oder fixer Kombination sowie ein zunehmende Anstieg der Kopfschmerzfrequenz.