Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P657
DOI: 10.1055/s-0028-1086911

Zum Stellenwert des SEP's bei Carotis-TEA

N Lustig 1, R Hunold 1, E Braganza 1, N Heye 1
  • 1Olpe

Fragestellung: Die Ableitung von somatosensorisch evozierten Potentialen (SEP) und das Elektroenzephalogramm sind die gebräuchlichsten neurophysiologischen Verfahren und im Rahmen des Qualitätsmanagements empfohlen. Ziel der folgenden Untersuchung war es, anhand einer prospektiven, monozentrischen Untersuchung den Stellenwert des SEP's zur Reduktion von neurologischen Komplikationen bei Carotis-Thrombendarterieektomie (TEA) erneut zu beurteilen.

Methoden: Von Januar 2003– Februar 2008 wurden 602 Carotisstenosen standardisiert durchgeführt. Präoperativ erfolgten eine dopplersonografische und eine neurologische Untersuchung sowie ein CCT. Der Eingriff wurde in Allgemeinanästhesie durchgeführt. Die Carotis-TEA führte überwiegend derselbe Gefäßchirurg mit routinemäßiger Shuntanlage durch. Intraoperativ wurde ein Medianus SEP abgeleitet. Postoperativ fanden ein neurologisches Konsil sowie eine Duplexkontrolle statt.

Ergebnisse: Bei 547 Carotis-TEA wurde ein Medianus-SEP abgeleitet. In weiteren 37 Fällen war das SEP intraoperativ aus technischen Gründen nicht beurteilbar. Das Durchschnittsalter der 547 Patienten betrug 69,71 Jahre. Es lag in 78,8% eine asymptomatische und in 21,2% eine symptomatische Carotisstenose vor.

In 38 (6,95%) Fällen kam es zu peripheren postoperativen Hirnnervenläsionen; bei 25 Patienten (4,5%) fand sich eine N. facialis Läsion (überwiegend des Mundastes), bei 7 Patienten (1,3%) eine N. glossopharyngeus, und bei 6 Patienten (1,1%) eine N. hypoglossus Parese. Als Folge des operativen Zugangs kam es in 142 (25,96%) Fällen zu einer Parästhesie im Bereich des Kinns.

In 11 Fällen (2,0%) zeigte sich ein pathologisches SEP in Form einer Amplitudenreduktion von über 50%, bzw. eine deutliche Latenzverzögerung. In keinem dieser Fälle war in der postoperativen neurologischen Kontrolle ein perioperativ ischämisches zentralnervöses Defizit festzustellen.

In 6 Fällen (1,1%) kam es nicht intraoperativ, jedoch während des postoperativen Aufenthaltes, zu zentralen Ischämien, davon zur Hälfte mit deutlichem neurologischem Defizit. Intraoperativ fand sich bei keinem Patienten ein pathologisches SEP.

Schlussfolgerungen: Die o.g. operative Vorgehensweise, einschließlich eines konti-nuierlich eingelegten Shunts, ist unserer Erfahrung nach mit einem nur geringen operativen Risiko hinsichtlich zentralnervöser Komplikationen behaftet. Angesichts dieser Befunde hat das Medianus SEP zur Reduktion von perioperativen Komplikationen einen geringen Stellenwert.