Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P655
DOI: 10.1055/s-0028-1086909

Orexin bei rezidivierender isolierter Schlaflähmung

B.W Walther 1, T Wetter 1, H.W Kölmel 1
  • 1Erfurt, München

Einleitung: Schlaflähmungen sind ein Teilsymptom der Narkolepsie oder können, zumeist als singuläre Ereignisse, isoliert vorkommen. Rezidivierende isolierte Schlaflähmungen (RISL) sind selten. Wichtig ist die differentialdiagnostische Abgrenzung der RISL gegenüber der Narkolepsie. Die Reduktion von Orexin im Liquor cerebrospinalis bei Narkolepsie ist ein hochsensitiver und hochspezifischer Befund.

Methode: Bei acht Patienten (3 Frauen und 5Männer, mittleres Alter 47 Jahre) mit RISL (Häufigkeit der Ereignisse: Median 1 Ereignis pro Monat) wurde zur differentialdiagnostischen Abgrenzung gegenüber einer Narkolepsie die Bestimmung von Orexin im Liquor cerebrospinalis mittels RIA vorgenommen. Bei allen Patienten wurden ein strukturiertes Interview zur Schlaflähmung (Walther und Schulz 2004), eine ausführliche polysomnographische Diagnostik über 2 Nächte einschl. Multipler Schlaflatenztest sowie eine Bestimmung von Epworth-Schläfrigkeitsskala (ESS) und HLA DRB1'1501 und DQB1'0602 durchgeführt.

Ergebnis: Bei einem Patienten ergab sich eine erniedrigte Orexinkonzentration im Liquor cerebrospinalis (83,8 pg/ml). Bei diesem HLA DQB1'0602 positiven 22-jährigen Mann (ESS mit 9 Punkten unkritisch, MSLT mit 3 Einschlaf-REM-Epsioden bei unauffälligen polysomnographischen Befunden des Nachtschlafs) waren anamnestisch keine Kataplexien oder anderen Teilsymptome einer Narkoepsie zu erheben. Angesichts des MSLT und des Orexinbefund sind die rezidivierenden Schlaflähmungen als Ausdruck einer oligosymptomatischen Narkoepsie einzuordnen. Bei allen anderen Untersuchten ergaben sich unauffällige Orexinwerte (größer als 200 pg/ml), allerdings fanden sich bei diesen Patienten polysomnographisch auch keine frühen REM-Schlaf-Episoden. Die Verteilung der HLA-positiven Befunde verhielt sich mit 25% wie in der Normalbevölkerung. Die ESS-Werte (Median 9) waren unkritisch im Bezug auf eine erhöhte Tagschlafneigung.

Diskussion: Patienten mit rezidivierender isolierter Schlaflähmung und unauffälligen polysomnographischen Befunden weisen keine reduzierten Orexinkonzentrationen im Liquor cerebrospinalis auf. Bei auffälligen polysomnographischen Befunden kann die Orexinbestimmung in der differentialdiagnostischen Abgrenzung zur Narkolepsie helfen, besonders bei der seltenen Manifestation rezidivierender Schlaflähmungen als Erstsymptom der Narkolepsie.

Literatur: Walther, BW, Schulz, H. Recurrent Isolated Sleep Paralysis: Polysomnographic and Clinical Findings. Somnologie (2004) 8, 53–60.