Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P651
DOI: 10.1055/s-0028-1086905

Atypischer Verlauf einer Listerien-Meningoenzephalitis

B Nowak 1, B Alber 1, S Tütüncü 1, E Oertle 1, D Schiess 1, B Widder 1, H Hof 1
  • 1Günzburg, Mannheim

Anamnese: Wir berichten über eine 54-jährige in der Gastronomie tätige nicht immunkompromittierte Patientin, die initial wegen Fieber, Appetitlosigkeit, Nausea und Vomitus stationär in einer internistischen Klinik behandelt wurde. Nach ca. 7 Tagen entwickelte die Patientin Cephalgien, Doppelbilder sowie eine brachiofaciale sensomotorische Hemiparese links. MR-tomographisch zeigten sich kontrastmittelaufnehmende entzündliche Herde pontin rechts und mesencephal. Laborchemisch und liquoranalytisch zeigten sich regelrechte Befunde.

Verlauf: Unter der Diagnose einer parainfektiösen akuten demyelinisierenden Encephalomyelitis (ADEM) erhielt die Patientin 5×1g Prednisolon i.v., worunter es passager zu einer Besserung der Symptomatik kam. Zwei Tage nach Beendigung der Prednisolon-Therapie erlitt die Patientin einen generalisierten Krampfanfall, war anhaltend soporös und febril und zeigte im weiteren Verlauf eine spastische Tetraparese. MR-tomographisch zeigten sich neue entzündliche, im Verlauf abszedierende Herde cerebellär, bithalamisch und in den lateralen Stammganglien. Liquoranalytisch zeigte sich eine granulozytäre Zellzahlerhöhung bis 1000/3 Zellen. Mittels Blutkultur gelang der Erregernachweis von Listeria monocytogenes. Unter einer eskalierenden Antibiose mit Ampicillin, Moxifloxacin und Meropenem kam es mit Latenz zu einer Regredienz der klinischen Symptomatik unter korrespondierender Regredienz der Liquorzellzahl.

Diskussion: Listerien-Infektionen zeigen eine zunehmende Inzidenz (Denny et al. 2007). Daher ist auch mit einem gehäuften Auftreten klinisch atypischer Verläufe zu rechnen. Wir berichten den atypischen Verlauf einer Listerienmeningoencephalitis mit Auftreten bei einer nicht immunkompromittierten Patientin, initial unauffälligem Liquorbefund, Manifestation von entzündlichen Herden bithalamisch und verzögertem Ansprechen auf Antibiose.