Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P639
DOI: 10.1055/s-0028-1086893

Ungewöhnliche Präsentation einer Neuroborreliose: zwei Fallberichte

K Hüttenrauch 1, M Maschke 1, C Klawe 1, I Weimar 1
  • 1Trier

Einleitung: Borrelia burgdorferi ist der Erreger der Lyme Borreliose, einer durch Zecken übertragenen Infektionskrankheit, die sich an verschiedenen Organen, insbesondere der Haut, den Gelenken und am Nervensystem manifestieren kann. Es können drei klinische Stadien unterschieden werden, die nicht alle klinisch manifest werden müssen, in allen Stadien können neurologische Symptome auftreten. Meningitis, Meningoradikulitis, Hirnnervenausfälle und fokale neurologische Ausfälle stellen das typische klinische Bild dar.

1. Fallbericht: Ein 54-jähriger bisher sehr sportlicher Patient fühlte sich zunehmend kraftlos, es traten gehäuft Krämpfe der Ober- und Unterschenkel auf, es bestanden auch zeitweise Kribbelmissempfindungen an den Beinen, die insgesamt zu einer progredient schweren Gehbehinderung geführt hatten. Klinisch zeigte sich eine Tetraparese und ein pancerebelläres Syndrom. Das initiale cerebrale MRT zeigte nach Kontrastmittelgabe zuckergussartig das Gehirn ummäntelnde Meningen peripontin und perimesenzephal betont, aber auch T2-Signalsteigerungen frontobasal, in Pons, Mesenzephalon und basalem Stammganglienbereich.

2. Fallbericht: Eine 68-jährige Patientin wurde aufgrund eines Grand Mal Anfalles stationär aufgenommen, anamnestisch waren eine progrediente Gangstörung, Blasenentleerungsstörung und zunehmende kognitive Defizite aufgetreten. In der cerebralen MRT zeigten sich T2-intense Marklagerveränderungen im Bereich der occipitalen Anteile der Capsula externa und interna sowie laterocaudal des Caput nucleicaudati und auch im Bereich des Hirnstamms.

Diskussion: Bei untypischer Symptomatik konnte in beiden Fällen anhand der Liquroanalyse die Zuordnung der Befunde zu einer Neuroborreliose erfolgen.

Der Liquor wies bei beiden Patienten eine deutliche lymphozytäre Pleozytose mit Schrankenstörung und Laktat-Erhöhung auf, der Borrelien-Ak-Index lag über 4.0, auch konnte der Nachweis von DbpA und VLSE im Serum-Westernblot erbracht werden, wobei VLSE im Serum-Westernblot eine Sensitivität von 86.1 Prozent für den Beleg einer Neuroborreliose aufweist. Unter dreiwöchiger intravenöser Behandlung mit Ceftriaxon in einer Dosis von 2g pro Tag und intensiver krankengymnastische Therapie, besserten sich bei beiden Patienten sowohl die klinischen Befunde als die Auffälligkeiten im MRT sehr gut.