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DOI: 10.1055/s-0028-1086849
Tysabri ist wirksam bei sekundär chronisch progredienter Multipler Sklerose – 2-Jahreserfahrungen aus der neurologischen Schwerpunktpraxis
Fragestellung: Seit Mitte 2006 ist mit Tysabri* der erste monoklonale Antikörper zur Behandlung der hochaktiven schubförmig fortschreitenden Multiplen Sklerose (MS) zugelassen. Die vorliegenden wenigen Studien belegen eine in der MS-Behandlung bisher nicht erreichte Wirksamkeit. Über die Sicherheit von Tysabri* in der Langzeittherapie liegen noch keine endgültigen Ergebnisse vor.
Daten zur Behandlung der sekundär progredienten MS sind bisher nicht verfügbar.
Patienten & Methoden: Zwischen Juli 2006 und März 2008 haben wir insgesamt 34 Patienten (Pat.), davon 25 Frauen, (24–61 Jahre) mit Tysabri* behandelt. 18 dieser Pat. hatten einen sekundär chronisch progredienten Krankheitverlauf (SPMS). In dieser Subgruppe wurden 184 Infusionen (durchschnittlich 10,2 Infusionen/Pat., range 1–18 Infusionen) durchgeführt. Bei 14/18 Patienten war der klinische Verlauf durch zusätzliche Krankheitsschübe (RSPMS) gekennzeichnet.
Der EDSS zu Beginn der Behandlung lag zwischen 3,0 und 7,5 bei einer Krankheitsdauer von 3 bis 17 Jahren.
Immunologische Vorbehandlungen erfolgten bei 14/18 Pat.
Ergebnisse: Im Behandlungszeitraum wurde bei 4/18 Pat. die Therapie mit Tysabri* nach durchschnittlich 14,2 Infusionen wegen Unwirksamkeit abgebrochen. Bei 3/4 Pat. bestand eine SPMS ohne zusätzliche Krankheitsschübe.
Bei 1/18 Pat. mit SPMS wurde die Behandlung wegen einer anaphylaktischen Reaktion nach der 2. Infusion beendet. Wegen Zunahme der Paraspastik hat 1/18 Pat. mit RSPMS auf eigenen Wunsch die Behandlung nach der 5 Infusion beendet.
Bei 11/18 Pat. mit RSPMS hat die Therapie mit Tysabri zu einer nachhaltigen klinischen Stabilisierung gemessen an klinischem Status, Schubfrequenz, Steroidverbrauch und Lebensqualität geführt. In all diesen Fällen wurde die Behandlung ohne klinisch relevante unerwünschte Wirkungen toleriert.
Bei 1/18 Pat. mit RSPMS war eine Aussage zur Wirksamkeit der Behandlung wegen der noch unzureichenden Infusionsanzahl nicht möglich.
Schlussfolgerungen: Unsere vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass auch eine Behandlung von Pat. mit SPMS und aufgesetzten Krankheitsschüben (RSPMS) mit Tysabri* in der neurologischen Schwerpunktpraxis erfolgreich und sicher möglich ist. Demgegenüber scheinen Patienten ohne Schübe von Tysabri nicht zu profitieren. Vergleichbare Ergebnisse sind für Interferon-Beta-1b publiziert. Möglicherweise sind bei diesen Verlaufsformen unterschiedliche Bedingungen der Neuroinflammation für diese Wirkungsunterschiede verantwortlich.