Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P572
DOI: 10.1055/s-0028-1086826

Isoliertes ischämisches Conus-medullaris-Syndrom infolge Dissektion der Aorta descendens

P Meinert 1, U Oetjen 1, S Weidauer 1
  • 1Frankfurt

Einleitung: Spinale Infarkte sind eine seltene Ursache akuter Querschnittssyndrome. Klinisch stehen vor allem spinale Raumforderungen, Blutungen, entzündliche Prozesse sowie vaskuläre Malformationen als Ursache einer akuten Myelonaffektion im Vordergrund. Weiterhin ist bei spinalen Ischämien die Sensitivität der MRT im Akutstadium einschließlich DWI unklar, so dass die Diagnose einer spinalen Minderperfusion auch eine Ausschlussdiagnostik bedingt.

Kasuistik: Der 77-jährige Patient gab an, dass es nach schwerem Heben plötzlich zu einem Taubheitsgefühl im Gesäß und der Genitale mit nachfolgendem Harn- und Stuhlverhalt gekommen war. Neurologisch fand sich ein unauffälliger Hirnnervenstatus. Die Armeigenreflexe und der PSR waren seitengleich mäßig lebhaft auslösbar, der ASR war beidseits erloschen. Pyramidenbahnzeichen lagen beidseits nicht vor. Der Analreflex war rechts abgeschwächt, links regelrecht bei unauffälligem Sphinktertonus. Motorisch bestanden keine Paresen, sensibel eine Hypaesthesie perianal und inguinal im Sinne einer Reithosenhypaesthesie und im Dermatom S1. Sonographisch lag ein Restharn von 1000ml vor, desweiteren Stuhlverhalt.

Untersuchungsbefunde: MRT: In den T2-gewichteten Sequenzen zeigte sich der Conus medullaris zirkumskript signalangehoben und fraglich etwas aufgetrieben. Nach Kontrastmittelgabe war in den T1-gewichteten Sequenzen keine Schrankenstörung (2. Tag) nachzuweisen.

SSEP (N. tibialis): P 40-Latenzen beidseits verzögert (P40 rechts 49,6ms, links 51,3ms). Medianus-SEP mit regelrechten Latenzen.

Abdomen CT (±KM): infrarenale Dissektion der Aorta descendens.

Liquor: normale Zellzahl (7/3 Zellen). Eiweiß (56,0mg/dl), Glucose (66mg/dl) und Lactat (20,0mg/dl) im Normbereich.

Diskussion: Im Rahmen von relativ seltenen spinalen Ischämien stellt ein isoliertes Conussyndrom eine Rarität dar. Für den geschilderten Fall ist ätiologisch vermutlich ein Verschluss der A. radicularis magna (Adamkiewicz) auf Grund einer möglicherweise thrombotischen Ostiumverlegung in Folge der nachgewiesenen Aorten-Dissektion zu diskutieren. Ungewöhnlich ist jedoch die geringe Ausdehnung des Infarktes, möglicherweise durch eine gute spinale Kollateralisation bedingt. Allerdings konnte die Verlegung eines tiefen Ramus spinalis nicht ausgeschlossen werden.

Conclusion: Bei akut auftretendem Conussyndrom sollte insbesondere bei unauffälligem Liquor auch an eine vaskuläre Ursache gedacht werden.